Hi, Mandeltraum/rosenrabe!
Ich habe das schon oft beantwortet, tu es aber gerne ein weiteres Mal.
Beim Dichten befinde ich mich in einer Art konzentrierten Halbtrance. Ich achte beim Schreiben primär auf Rhythmus, Sprachmelodie, -fluss und Reime. Der Inhalt ist oft eine Entscheidung des Augenblicks, ausgelöst von irgendeiner Inspiration, ist aber mit dem Dichten fließend und kann sich letztlich auch ganz woandershin entwickeln, während die Zeilen wachsen. Oft bin ich selbst erstaunt über die Conclusio, die sich da zuletzt ergeben hat, scheinbar irgendwie aus meinem Unterbewussten.
Natürlich gibt es auch immer wieder "konstruierte" Gedichte von mir, aber es ist für mich stets eine vergnügliche Angelegenheit, zu schreiben - sonst würde ich es nicht machen. Von Mühe kann also keine Rede sein. Für ein Sonett brauche ich im Durchschnitt 15 bis 30 Minuten. Danach folgt eine Überarbeitung zur Beseitigung minderer Stellen oder eingeschlichener Fehlerchen, gleich danach oder Tage später, wenn ich inneren Abstand gewonnen habe. Dann kann ich auch besser einschätzen, wie gelungen ein Werk ist.
Es kommt aber immer wieder vor, dass ich auch noch Jahre später an Texten feile, Details oder sogar ganze Strophen ändere, wenn ich drüber stolpere und mir dies oder das noch auffällt.
Ich habe festgestellt, dass sich nichts erzwingen lässt. Einmal habe ich über 6 Monate gar nichts geschrieben, ein andermal bis zu 7 Gedichte hintereinander! Ich dichte nur, wenn mir danach ist. Emotion muss dabei sein, und das Sprachzentrum ist ja auch nicht immer gleich gut drauf.
Unvollendete Texte habe ich keine, da meine Gedichte nicht lang genug sind, dass mir dabei die literarische Puste ausgeht.
Ich bedanke mich herzlich für dein ehrliches Lob, gebe allerdings zu bedenken, dass "höchste lyrische Qualität" auch stets eine Sache persönlichen Geschmacks ist. Andere empfinden meinen Stil als altmodisch oder geschraubt, angestaubt oder gekünstelt. Ich selbst würde mich als guten Durchschnitt bezeichnen, keinesfalls auf einem Level mit etwa einem Rilke! Und wenn ich lese, was ein Wolf von Kalckreuth als 15 - 17Jähriger verfasst hat, ehe er sich das Leben nahm, werde ich gleich noch viel bescheidener! Zu derlei wäre ich in diesem Alter nicht einmal ansatzweise in der Lage gewesen!
Ich bin ein guter Allrounder: Überall gut, nirgendwo genial. Fluch und Segen! Das gilt auch für mein Zeichen- und Maltalent...
Ich hoffe, alle deine Fragen beantwortet zu haben.
LG, eKy