Autor Thema: Dank  (Gelesen 1876 mal)

gummibaum

Dank
« am: August 25, 2013, 16:09:26 »
Was sterben müsste, ausgelaugt und müde,
erhältst du mir und steigerst es sogar,
und manches, das so sehr gefesselt war,
entfaltest du erst jetzt zu reicher Blüte.

Wie ist mein Dasein wunderbar gerundet,
wenn Herbst noch einmal alles übertrifft,
aus meinen Wurzeln steigt ein Gegengift,
an dem sogar Verkrüppeltes gesundet.

Lass mich dir danken, unbekanntes Leben,
in mir verwahrt, ein Rätsel, das sich löst,
lang zögerte, sich völlig preiszugeben

und nun die still gehegte Kraft entblößt,
aus Kellern Wein hebt, noch aus Jugendreben,
und ihn gereift in meine Seele flößt.
« Letzte Änderung: August 26, 2013, 00:32:51 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Dank
« Antwort #1 am: August 25, 2013, 17:06:05 »
HI, Gum!

Ein schönes Sonett! Sprachlich hochelaboriert.
Einzig in der 2. Str.: Ein heilendes Gift? Das widerspricht sich, und die letzte Zeile ist auch nicht so trefflich formuliert (und das).

Alternative:
"aus meinen Wurzeln steigt ein süßes (spätes) Gift,
an dem Verkrüppeltes zuletzt gesundet."
oder: "daran sogar Verkrüppeltes gesundet."

Übrigens Komma nach "Gift", wie auch in der vorletzten Zeile nach "Jugendreben" ("noch aus Jugendreben" ist ein Einschub).


Was sterben müsste, ausgelaugt und müde,
erhältst du mir und steigerst es sogar,
und manches, das so sehr gefesselt war,
entfaltest du erst jetzt zu reicher Blüte.

Wie ist mein Dasein wunderbar gerundet,
wenn Herbst noch einmal alles übertrifft,
aus meinen Wurzeln heilend steigt ein Gift
und das Verkrüppelte zuletzt gesundet.

Lass mich dir danken, unbekanntes Leben,
in mir verwahrt, ein Rätsel, das sich löst,
lang zögerte, sich völlig preiszugeben

und nun die still gehegte Kraft entblößt,
aus Kellern Wein hebt, noch aus Jugendreben
und mir gereift in meine Seele flößt.

Sehr gern gelesen und genossen! Chapeau!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Dank
« Antwort #2 am: August 26, 2013, 00:37:26 »
Hallo Erich,

danke für deine guten Anrgungen. Habe mich gerne daran orientiert.

Mit ganz lieben Grüßen

gummibaum

Daisy

Re:Dank
« Antwort #3 am: August 27, 2013, 19:48:42 »
Lieber Gummibaum,

dieses Sonett ist beeindruckend und ganz wunderbar! Das Thema und die Ausführung sind ganz großartig!

Gratuliere zu diesem gelungenen Werk!

Lieber Gruß von
Daisy

gummibaum

Re:Dank
« Antwort #4 am: August 28, 2013, 19:15:10 »
Hallo Daisy,

vielen, lieben Dank. Das Gedicht ist aus einem entsprechenden Gefühl entstanden. Ich habe es nur festzuhalten versucht.

LG gummibaum


Erich Kykal

Re:Dank
« Antwort #5 am: August 28, 2013, 21:06:11 »
Meiner Erfahrung nach sind die wirklich guten Gedichte die, welche aus wahrhaften und tief empfundenen Gefühlen entstehen. Alles andere ist letztlich Hirnwixerei, oder? (Bekenne mich selber dieser Selbstbefriedigung schuldig! ;D)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Dank
« Antwort #6 am: September 02, 2013, 09:59:28 »
Welch ein tiefempfundenes, weises und dabei hochbeglückendes Gedicht.
Immer, wenn ich es lese, bekomme ich einen Kloß in den Hals.
Aber nicht aus Trauer...


Herzlichen Dank, Gummibaum, für diese Gabe!


Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Dank
« Antwort #7 am: September 15, 2013, 14:37:13 »
Danke, Cyparis. Das ist sehr liebevoll ausgedrückt.

LG gummiaum