Autor Thema: Gewitter ziehen auf  (Gelesen 1375 mal)

Ingo Baumgartner

Gewitter ziehen auf
« am: Juni 19, 2010, 09:07:25 »


Die Wipfelreihe dort am Horizont,
ein Scherenschnitt aus schwarzem Tonpapier,
zeigt Unheil dräuend, wo der Windgeist wohnt,
der Wetterhexen trübes Nachtquartier.

Erst stellt sich Wolkenflaum am Bergkamm ein,
dann schwärzt die Regenwatte ihr Gesicht.
Die Luft rührt um, es flieht der letzte Schein,
ein erster Ast der stolzen Tanne bricht.

Nun tobt es, Donner ängstigt mehr als Blitz.
Ein Ase führt die Feuerrosse vor.
Er lenkt das Viergespann vom hohen Sitz
und schließt mit Trutz das kleinste Sonnentor.

Das Spiel der Trolle mit dem Hagelball
schürt bittre Ängste auf der freien Flur.
Man weiß jedoch, nach Eis und Wasserschwall
regiert die edle Seite der Natur.

cyparis

Re:Gewitter ziehen auf
« Antwort #1 am: Juni 19, 2010, 13:29:14 »
Lieber Ingo!


Du hast es wieder einmal geschafft, mich hinzureißen.
Bei Deinem Gedicht bin ich dabei, jeden Vers erlebe ich mit und daß Du in die Mythologie steigst, macht das Erlebnis noch weitaus lebendiger.

In Deinen Gedichten wird das meteorologisch Alltägliche zu einem Ereignis, das ganz tief in die Seele sinkt.

Im letzten Vers hätte ich der Natur noch ein Attribut zugestanden,
etwa

lächelnd

oder

heiter.

Hab Dank für die in mir erweckte Empfindung!


cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Ingo Baumgartner

Re:Gewitter ziehen auf
« Antwort #2 am: Juni 19, 2010, 18:26:42 »
Danke cyparis! Freut mich, wenn ich Dich in die Wetterküche entführen konnte. Schönes Wochenende (bei uns kehrt gerade der Winter zurück - Schafskälte). LG Ingo