Autor Thema: Tod im Nebel (Schüttelsonett)  (Gelesen 1220 mal)

Fridolin

Tod im Nebel (Schüttelsonett)
« am: September 11, 2013, 16:40:04 »
Im Nebel sind oft Wege schwer zu finden.
Der Mann am Hang geht, Nebel quellen, schwer,
setzt Schritt für Schritt, als lägen Schwellen quer.
Ihm scheint die Welt im Ungefähr zu schwinden.

Er hofft, dass bald die Nebelfahnen schwinden
und sich der penetrante Schleier legt.
Er muss, weil er dort seine Leier schlägt,
zum Mittelaltermarkt den »Schwanen« finden.

Das Gasthaus hinter Weinberggartenhängen.
Wo feurig bunt erst noch das Weinlaub stand,
grüßt schemenhaft ihn eine Steinlaubwand.

Er geht verwirrt auf felsenharten Gängen.
Doch später, als die Nebelfahnen schwanden,
ihn Wirtshausgäste tot am »Schwanen« fanden.

Erich Kykal

Re:Tod im Nebel (Schüttelsonett)
« Antwort #1 am: September 11, 2013, 17:30:57 »
Hi, Fridolin!

Toll! Ein Schüttelsonett! Als wäre Schüttelreim nicht schwierig genug! Und dann noch so flüssig und folgerichtig, ohne an den sprichwörtlichen Haaren herbeigezogene, mühselig hinkonstruierte Zusammenhänge, welche die erzwungenen Reime noch irgendwie über eine logische Brücke zwingen, und sei sie auch noch so wackelig und krude!

Einzig den "Schwanen" kenne ich nicht, der sollte irgendwie erklärt werden. Handelt es sich um einen Berg?

Sehr gern gelesen! (Ein Witz: Anderer Name für Schüttelreime? - Parkinsonlyrik! ;D)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Fridolin

Re:Tod im Nebel (Schüttelsonett)
« Antwort #2 am: September 11, 2013, 19:30:46 »
Hi eKy,

vielen Dank für dein großes Lob. Ich halte dieses Schüttelgedicht für eines meiner besten.

Einzig den "Schwanen" kenne ich nicht, der sollte irgendwie erklärt werden. Handelt es sich um einen Berg?

Nein, es ist ein Gasthaus, ist aber im Text erklärt:

"Das Gasthaus hinter Weinberggartenhängen."


LG Fridolin
« Letzte Änderung: September 11, 2013, 19:35:19 von Fridolin »

Erich Kykal

Re:Tod im Nebel (Schüttelsonett)
« Antwort #3 am: September 11, 2013, 23:11:09 »
Ach so! Dann wäre es aber nicht schlecht, nach "finden" am Ende des 2. Quartetts ein Komma zu setzen, sodass man den folgenden erläuternden Satzteil leichter auf besagten "Schwanen" beziehen kann!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Tod im Nebel (Schüttelsonett)
« Antwort #4 am: September 12, 2013, 19:48:40 »
Hallo Fridolin,

von diesem tollen, geschüttelten Sonett bin ich schwer beeindruckt!

Da bleibt mir nur, den Hut zu ziehen und mich tief zu verbeugen!  :)

LG Daisy

gummibaum

Re:Tod im Nebel (Schüttelsonett)
« Antwort #5 am: September 14, 2013, 15:15:46 »
Hut ab,vor  Fridolin! Die Herausforderung "so nett schütteln" ist trefflich gelungen.

LG gummibaum

cyparis

Re:Tod im Nebel (Schüttelsonett)
« Antwort #6 am: September 26, 2013, 12:12:42 »
Von dieser geschüttelten Moritat bin ich tief beeindruckt!
Der "Schwanen" war mir sofort klar - nicht umsonst hab ich lange im Schwäbischen gelebt.


Herzlichen Gruß, lieber Fridolin,


von
Cyparis
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