Autor Thema: Alte Blicke  (Gelesen 980 mal)

Erich Kykal

Alte Blicke
« am: September 10, 2013, 10:08:04 »
Den alten Weg entlang, die stille Gasse,
verliert sich der Erinnerungen Säumen
im weichen Schattenwurf von hohen Bäumen.
Der ferne Blick, den ich im Geiste fasse,

ist lang verwachsen, überbaut, entschwunden,
er ging verloren im Verlauf der Zeiten.
Ein Neues durfte Altes überbreiten,
und was uns kostbar war, bleibt ungefunden

in einer Wirklichkeit nach vielen Jahren.
All jene Winkel, welche willig waren,
die überwundne Kindheit zu begleiten,

sie leben einzig fort in unsern Träumen,
in die wir all die Wunderdinge räumen,
die den Bedarf an Lebensmut bestreiten.
« Letzte Änderung: September 10, 2013, 19:00:30 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Alte Blicke
« Antwort #1 am: September 12, 2013, 19:30:46 »
Hallo Erich,

in diesem Gedicht sprichst du haargenau an, was mich gerade vor wenigen Tagen in Gedanken beschäftigt hat.
Ich fuhr wieder mal durch den Ort, in dem ich geboren und aufgewachsen bin und mir fiel diesmal ganz besonders auf, wie sehr sich doch alles verändert hat.
Aber, keine Wunder nach so vielen Jahren! Doch in meiner Erinnerung und in meinen Träumen sind sie immer noch da, die altbekannten Plätze.

Ganz besonders gern gelesen und zutiefst nachempfunden!  :)

LG Daisy

Erich Kykal

Re:Alte Blicke
« Antwort #2 am: September 12, 2013, 20:11:51 »
Hi, Daisy!

Das ist, so glaube ich, schon mein drittes oder viertes Gedicht zu diesem Thema! Es scheint mich doch zu beschäftigen. Reinhard Mey hat übrigens ein sehr schönes Lied dazu gesungen, leider ist mir der Titel nicht geläufig. Der Text geht zum Ende hin so:

Ich denk, es ist nicht gut, zurückzukehren
an all die Plätze, wo wir fröhlich warn.
Die Bilder, die wir dort vorfänden, wären
doch nicht die, die wir uns davon bewahrn.

Erinnerungen sind vor allen Dingen
in uns, und nicht an irgendeinem Ort,
und so schön, wie sie für uns waren, klingen
sie eben nur noch in unsren Erinnerungen fort.

So töricht, wie die Zeiger der Uhren
anzuhalten und zurückzudrehn,
so töricht ist es auch, auf den Spuren
lang vergangner Tage zu gehn.

Ha! Hab's doch auf YouTube gefunden: http://www.youtube.com/watch?v=5FrB7V818bw
Es heißt "Erinnerungen"!

LG, eKy
« Letzte Änderung: September 12, 2013, 20:16:53 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Alte Blicke
« Antwort #3 am: September 25, 2013, 11:41:57 »
Lieber Erich,


was soll ich groß schreiben?
Du hast einmal mehr mein Inneres als Zielscheibe gesehen und voll in die Mitte gezielt.
Wundervoll und gleichzeitig aufwühlend.


Herzlichen Dank und Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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