Autor Thema: Still liegt dort  (Gelesen 1215 mal)

Phoenix-GEZ-frei

Still liegt dort
« am: Oktober 01, 2013, 23:08:57 »
Still liegt dort


Verlassen lag, ans Tau gebunden,
Willenlos im Schwanken;
Mit den Winden wog
Er sich in den sanften Wellen.
Graue, kühle, tiefste Stille,
Manchen Tags so unbeweglich –
In den Schatten alter Linden.

Mit des Jahres Wetterwandel
Riss das Seil, das ihn bannte.
So trieb er ganz ungebunden.

In den Händen dieses Knaben
Stückchen jenes Taus.
Im Knien schweift sein Blick
Hinaus, hält träumerisch
des Sees Mitte. Glänzend
Spiegeln seine Augen
Späte Sonne - herbstlich –
Dort ruht am tiefen Grunde,
Was des Jungen Herz begehrt.


Erinnerungen eines kleinen Jungen!

cyparis

Re:Still liegt dort
« Antwort #1 am: Oktober 03, 2013, 10:47:31 »
Sehr intensiv, lieber Phoenerle.
Mir gefällt das ausgesprochen gut, aber Erinnerungen hab ich nicht hineininterpretiert.
Eher den Tod eines ertrunkenen Kindes.


Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Phoenix-GEZ-frei

Re:Still liegt dort
« Antwort #2 am: Oktober 04, 2013, 14:22:14 »
Lieber Cyparis

Hab dank für dein sehr intensiv und gefällt dir ausgesprochen gut.

Ich vermute mein Satz: Erinnerungen eines kleinen Jungen!
Hat dich dazu, veranlasst folgende Aussage zu machen:

Erinnerungen hab ich nicht hineininterpretiert.
Eher den Tod eines ertrunkenen Kindes.

Sehr interessant, zumal du dich dann doch einer Interpretation hingibst.

Über den letzten Satz habe ich etwas länger nachdenken müssen,
und er zeugt meines Erachtens nicht minder von einem zutiefst
nachdenklichen Menschen.

Ja lieber Cyparis er hat seine Berechtigung.

Danke

Und ich wünsche
dir noch ein schönes Wochenende.

Dein Phoenerle

Daisy

Re:Still liegt dort
« Antwort #3 am: Oktober 11, 2013, 20:18:29 »
Lieber Phoenix,

vor meinen Augen erscheint eine Serie von Bildern, die mir folgende Geschichte erzählen:

Ein, am Ufer eines Teiches festgebundenes Spielzeugboot, das auf den Wellen tanzt und schlingert,
bis das Tau reißt und der Wind das Boot in die Mitte des Teiches treibt, wo es kentert und schließlich versinkt.
Als der Junge, dem dieses Boot gehört, zum Teich kommt, um mit seinem Boot zu spielen, findet er nur noch das verbliebene Stück des gerissenen Taus.
Er sucht mit seinen Blicken nach dem Boot, als er es jedoch nirgends entdecken kann wird ihm klar, dass es nur auf dem Grund des Teiches liegen kann.

Das ist meine Vision, aber auch wenn es ganz anders gedacht sein sollte, mag ich die Bilder, die deine Verse erstehen lassen sehr gern!

Ganz lieben Gruß von
Daisy

Phoenix-GEZ-frei

Re:Still liegt dort
« Antwort #4 am: Oktober 13, 2013, 06:12:36 »
Liebe Daisy

Vielen dank für deine liebe Interpretation. Ja, so könnte man es verstehen.
Es handelt von einem alten Kahn (kleines Holzboot), das symbolisch für den Jungen eine ihm nahe-stehende Person darstellt. Das gerissene Seil
ist der Abschied. Der Blick in die Mitte des Sees die Erinnerung, und das ahnen, dass sich nun etwas ändern wird, im Leben des Jungen.

Danke für deine Deutung, denn sie ist ja genau das. Ein Herz hängt an etwas lieb gewonnenes und doch kann es jederzeit verloren gehen.

Ich wünsche dir einen schönen Herbst Sonntag.

Der Phönix