La Cote d'Albatre

[Daisy]

Gebleicht von der Sonne, von Stürmen versehrt
so stürzt sie ins schäumende Meer,
die brüchige Wand, welche Zutritt verwehrt
zu Stränden, so einsam und leer.

Die Säulen und Bögen, geformt von der Zeit,
begegnen dem Wind und der Flut.
Verletzliche, schroffe Naturschönheit,
wie trotzt sie der stürmenden Wut.

Die Spalten und Nischen im rauen Gestein,
sind Seevögeln sicherer Hort.
Mit wachsamen Blicken und klagendem Schrein
umkreisen sie stets diesen Ort.

Gebleicht von der Sonne, von Stürmen versehrt:
Wie lange wird sie widerstehn?
Und wird irgendwann, von den Mächten verzehrt,
die herbwilde Schönheit vergehn?

[cyparis]

Wunderschön!


Ich erinnere mich an einen Blick aufs Meer, als ich ganz nahe am alabasternen Abgrund stand.
Ich glaube, es war in der Nähe von Fécamp, wir standen mutterseelenallein in dieser hellen Weite.


Lieben Gruß, Daisy,

mit Dank
von
Cyparis

[Daisy]

Ja, du hast recht, liebe cyparis,

es ist wunderschön da und der Anblick ist atemberaubend.
Von jedem der Orte, die an diesem Küstenabschnitt liegen, hat man
einen anderen, neuen Blickwinkel, einfach großartig.

Ganz herzlichen Dank und Gruß von
Daisy

[Erich Kykal]

Hi, Daisy!

Ein sehr schönes, stimmungsvolles Gedicht über eine natürlich-wilde Küstenlandschaft!
Allerdings gibt es ein paar Holperer! Dein Schema hier:
Vierzeiler mit 4-3-4-3 Hebern, jeweils die ersten 3 betont, die 4. unbetont beginnend.

In S3 brichst du erstmals den Rhythmus. Hier haben wir 4-4-4-4 Heber.

In S4Z2 der nächste Holperer: Die Zeile beginnt unbetont und hat auch 4 Heber. Hier haben wir 4-4-4-3.

Meine Vorschläge:

Sonnengebleicht und sturmversehrt
stürzt sie ins schäumende Meer.
Steile Wand, der Zutritt verwehrt Aufgeräumtes, schöneres Deutsch.
zu Stränden, einsam und leer.

Grotten, Bögen, geformt von der Zeit,
trotzen dem Wind und der Flut.
Die schroffe, wilde Naturschönheit
wehrt standhaft der Mächte Wut.

Nischen und Spalten im rauen Gestein,
der Seevögel sicherer Hort. Wie oben drei Heber.
Sie ziehen mit lautem, klagendem Schrein Kein Komma nach "sie".
in Kreisen um diesen Ort. 3 Heber, unbetont beginnend.

Sonnengebleicht und sturmversehrt:
Wie lang kann sie widerstehn? Ohne das "e" sind es 3 Heber, allerdings unbetont beginnend. Das ist vernachlässigbar.
Wird einst, von der Urkraft aufgezehrt, Als Frage formuliert hast du einen betonten Beginn. Das "der" rundet klanglich ab, ohne die Anzahl der Heber zu erhöhen.
ihre wilde Schönheit vergehn?

So bliebest du im gleichen Rhytmus beim Vortrag - die Holperer sind weg.

LG, eKy

[Daisy]

Hallo Erich,

mit Freude habe ich deine Bearbeitung meiner Alabasterküste wahrgenommen und sage ganz herzlichen Dank dafür!
Da hab ich wieder was zum Herumtüfteln, wie schön! 

Vielleicht sollte ich wirklich erst mal das Handwerk des Dichtens von Grund auf erlernen bevor ich weiterschreibe!?
Na, schau mer mal. 

Lieben Gruß von
Daisy

[Erich Kykal]

Hi, Daisy!

Ach, das lernt sich bei der Praxis - learning by doing, wie der Brite sagt! - Ich hab es ja auch nie studiert. Alles, was ich weiß, und das ist nicht viel, hab ich hier aus den Foren, von Leuten, die so freundlich waren, meine früheren Werke zu kommentieren.

Ich könnte bis heute keinen Trochäus von einem Daktylus unterscheiden, wenn ich nicht vorher auf Wikipedia nachguckte! Das ist Wissen, das man meines Erachtens nicht wirklich braucht, um zu dichten. Derlei braucht man nur zum Fachsimpeln, oder wenn man mit seinem Bildungsniveau angeben will!
Du hast alles, was nötig ist, im Grunde schon: Taktgefühl und gute Sprachhabung! Die Fachtermini überlasse ruhig den Erbsenzählern... ("Böser Rat!" schrie die Gemeinde!!!)

Nö, im Ernst: Wenn du es wissen willst, mach dich schlau. Ich bin schlicht zu faul dafür, mir derlei zu merken!

LG, eKy

[Daisy]

Hallo Erich,

also, ich weiß nicht so recht ob ich mit dem entsprechenden Bildungsniveau angeben möchte oder nicht, ich denke eher nicht! 
Aber dein Rat mit dem "learning by doing" gefällt mir sehr und ich werde ihn wohl auch beherzigen. 

Es ist schön wenn man den richtigen Zuspruch erfährt, muchas gracias!

LG Daisy

[cyparis]

Lieber Erich, wie wahr!


Ich könnte bis heute keinen Trochäus von einem Daktylus unterscheiden, wenn ich nicht vorher auf Wikipedia nachguckte! Das ist Wissen, das man meines Erachtens nicht wirklich braucht, um zu dichten. Derlei braucht man nur zum Fachsimpeln, oder wenn man mit seinem Bildungsniveau angeben will!


 

[Daisy]

Dann sind wir jetzt schon drei Ahnungslose!    Aber auf jeden Fall Naturtalente! 

[cyparis]

Und  d a r a u f   kommt es an!

Ich brauch doch nicht lange zu suchen, um mir seelenlose und lieblose  sogenannte lyrische oder poetische  Flickschusterei anzusehen.
(Bitte um Pardon bei den Schustern! Ein lobenswertes Handwerk....)

[gummibaum]

Das Gedicht ist Klasse, Daisy. Habe es gleich mehrmals gelesen. Ich fühle mich unmittelbar dorthin versetzt.

LG gummibaum

[Seeräuber-Jenny]

Hallo Daisy,

wunderschön und wildromantisch!

Für mich holpert es nur an einer einzigen Stelle: Naturschönheit. Aber das schmälert den Lesegenuss kaum.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

[Daisy]

Hallo gummibaum und Seeräuber-Jenny,

wie sehr freue ich mich über eure schönen Kommentare! Ganz herzlichen Dank dafür!

LG Daisy