Schein und Sein

[Erich Kykal]

Aus seinem Munde fällt das helle Strahlen
von tausend weißen Zähnen in die Welt,
in einem Lächeln, das so wohlgefällt,
dass viele dafür sogar Eintritt zahlen!

Er scheint sie nicht zu kennen, jene Qualen,
die stummer Zweifel in die Herzen stellt,
wo voller Furcht ihr Pochen innehält -
die Mühlen seiner Zuversicht, sie mahlen!

Nur wenn er abends ganz mit sich alleine
im Raume steht und sich nicht wiederkennt,
kommt jäh zum Vorschein, was die Larve füllt.

Dann blutet alles Ekle und Gemeine
aus einer Seele, die in Schmerz verbrennt,
vom Rauch der Reue dunkel eingehüllt.

[cyparis]

Bei diesem höchstgelungenen Sonett, lieber Erich,


fallen mir viele "Typen" ein, alles unangenehme Zeitgenossen.
Ich weiß nicht, ob eine reale Person hier abkonterfeit ist, das spielt auch keine große Rolle.
Es kommen Miethaie, Politiker, Schauspieler, Manager, Klerikale, Fabrikanten etc. in Frage.

Was ich all denen nicht zutraue, obwohl Du es so interessant beschrieben hast:
Die späte Selbsterkenntnis und Einsicht.

Kompliment, Kompliment!



Liebe Grüße aus der Ferne
von
Cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

Letzten Endes kann es jeder sein, der "Leichen im Keller" hat und dies zu verbergen, zu verdrängen sucht - also irgendwo, irgendwie doch wir alle irgendwann...

Danke für deinen Kommi!

LG, eKy

[Daisy]

Hallo Erich,

oh ja, da fallen mir auch gleich eine Menge Leutchen ein und schließlich muss ich wohl auch auf mich selber zeigen!
Es ist nur so, dass es bei anderen viel mehr ins Auge fällt! 

Wieder ein Sonett der Extraklasse!

LG Daisy

[Erich Kykal]

Hi, Daisy!

Der Unterschied zwischen uns und den von Cypi angeführten Leutchen ist allerdings, dass WIR uns mit dieser Fassade nicht öffentlich prostituieren! Wir versuchen nicht, der ganzen Welt aus Gewinn- oder Manipulationsgründen etwas vorzumachen - wir "Normalverbraucher" versuchen nur, aus sozialen oder eitlen Gründen unsere Schwächen zu verbergen, zumeist aber, um uns selbst davon zu überzeugen, dass wir im Grunde "ganz anders" sind. 
Das macht den Betrug zu einer läßlicheren Sünde...

LG, eKy