Stolz

[Erich Kykal]

Im Stolz liegt eine ganz besondre Würde,
ist man sich seiner allezeit bewusst -
doch wird sein Spiegelbild zur wahren Lust,
gerät ein hohes Herz zur hohlen Bürde!

Du hast es im Geheimen schon gewusst:
Der grade Weg ist eine große Hürde,
daran ein Dünkel kläglich scheitern würde!
Gerechter Stolz hingegen kennt Verlust

und wird an jeder Niederlage reifen.
Den Wert der Demut tiefer zu begreifen,
vermag nur, wer sich ehrlich selber achtet.

Wer nach dem Stolz um seinetwillen trachtet,
bis sich sein Blick sowie sein Herz versteifen,
der bleibt ein Narr, von Arroganz umnachtet.

[Daisy]

Hallo Erich,

dieses Sonett gefällt mir inhaltlich und handwerklich ganz besonders gut.
Sehr schön finde ich die wechselweise eingesetzten Endreime in den beiden ersten Strophen.
Eine, auch vom Wohlklang her, bemerkenswerte Arbeit.

Großes Kompliment! 

LG Daisy

[cyparis]

Lieber Erich,


ich bin nur über einen Vers gestolpert:

Wer nach dem Stolz um seinetwillen trachtet

Um des Stolzes willen oder um des eigenen Ichs willen?
Oder ist das gemeinsam zu sehen?
Also als Äußerlichkeit und keine Geisteshaltung zu betrachten
(worauf Dein Gedicht ja schließen läßt)?

Ansonsten kann ich jedes Wort unterstreichen.
Und das Gedicht - was sonst? - in höchsten Tönen loben.


Cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

"um seinetwillen" - Das ist ja das Schöne, diese Doppeldeutigkeit - und beides stimmt ja auch!

Hi, Daisy!

Meines Wissens ist es laut Sonettregeln statthaft, die Reime zu tauschen, also ABBA - BAAB. Aber ich bin kein Spezialist, was Regeln betrifft - nagel mich bitte nicht drauf fest!


Vielen Dank für euren Zuspruch! Eure Freude salbt mir das demütige Haupt!

LG, eKy