Die Trauerweide weint nicht mehr,
sie neigt das Haupt nur,
mich zu täuschen, mich zu narren.
Sie gibt ihr grünes Lächeln her
als Frühlings süße Tränenspur
und lockt, nicht länger zu verharren
in Winters Traum.
Wie dort die samtne Mandel blüht!:
mit ihrem Duft mich zu verwirren,
daß ich die Schritte schneller wage,
um ihrem Trug zu weichen.
Amseln flöten, während Eos sanft erglüht,
und in der fernen zarten Morgenröte girren
trunkne Tauben. Stare flüstern zage.
Wie sich die Nächte gleichen
an Frühlings Saum!
Ich möchte sie umschlingen:
die Blüten, Gräser, Dornen, Zweige,
und mich in ihren Duft versenken
und weiterreichen, weiterschenken,
was mir in meiner Tage Neige
bleibt von all den wundersamen Dingen
aus Lebens Baum.
Hat Alles, Alles sich gewendet?
Der Blick? Das Blau? Das Licht?
Ah! Nein! Auch dann, wenn alle Zeit geendet,
bleibt mir ein Geist, der nie zerbricht,
der ewig weiter mir die Blütenkränze flicht
aus Zeit und Raum.
1998