Autor Thema: Gezeichnet  (Gelesen 960 mal)

Erich Kykal

Gezeichnet
« am: Februar 13, 2013, 10:22:50 »
Selbst heute noch sind manche unsrer Auen
von alter Kriegsgerätschaft wie verseucht,
und Augen, welche die Relikte schauen,
erinnern sich und werden langsam feucht.

Selbst heute noch sind manche unsrer Wiesen
von alten Bombentrichtern wie zersiebt,
und seltsam gleich wie anders als bei diesen
fühlt sich zerrissen, wer das Leben liebt.

Selbst heute noch und weiter alle Tage
sind wir gezeichnet von der alten Schuld.
Selbst Nachgeborene erreicht die Klage
und lehrt sie Einkehr, Demut und Geduld.
« Letzte Änderung: Februar 13, 2013, 11:00:03 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Gezeichnet
« Antwort #1 am: Februar 13, 2013, 19:03:36 »
Das, lieber eKy,

habe ich inzwischen verinnerlicht.
Ich kenne Gleiches, da ich hier ganz in der Nähe des Westwalls wohne.
Heute noch sieht man in den Wäldern die Trichter und ebenso die Sappen, die zwar wieder begrünt sind, aber doch noch deutlich erkennbar.

Du hast mir wieder einen Genuß  bereitet.
Deine Formulierungen sind unnachahmlich, im wahrsten Sinne des Wortes.


Lieben Gruß
von
cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Gezeichnet
« Antwort #2 am: Februar 13, 2013, 23:15:46 »
Hi, Cypi!

Das Gedicht "kam" mir nach einer Doku über den ersten Weltkrieg, die Westfront, Verdun, Somme, usw...ein in vielfacher Hinsicht sinnloses Abschlachten über Jahre hinweg, befohlen von revanchistisch denkenden, realitätsfernen und menschenverachtend erzogenen Feldherren und Kommandeuren. Ein Brand, 1914 entfacht, der erst 1945 wirklich endete! Ein Krieg, der ein ganzes Jahrhundert prägte und das Schicksal ganzer Völker!

Es macht einen immer wieder traurig, wie umsonst all diese Menschen starben - denn nicht einmal als abschreckendes Beispiel für spätere Generationen war ihrem brutalen Ableben höherer Wert vergönnt! Allzu rasch konnte ein Hitler mit seinen Rachefantasien fruchtbaren Boden beackern! Allzu rasch vergessen heute jene, die derlei nie erlebten, was sie in langweilenden Geschichtsunterrichtsstunden lernten - die neuesten Facebook-Gerüchte, der aktuellste "Hype" waren eh viel interessanter...!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.