An die sachlichen Zeitgeister

[Erich Kykal]

Ich werde nicht müde, das Leben zu malen
in Farben und Worten, nach Fühlen und Sinn.
Für euch sind Tabellen nur, Fakten und Zahlen
berechenbar, wägbar und wahrer Gewinn.

Das Duften des Waldes, die Kühle im Moos,
das Schimmern der Lichtung, von Bäumen umringt.
Bei euch gehen bloß die Berechnungen los,
wieviel euch das Holz pro Kubikmeter bringt.

Das Plätschern des Baches, das Klare der Quelle,
die Flechten am Felsen, das Heidelbeerblau.
Ich höre euch schwärmen: Perfekt ist die Stelle,
den Staudamm zu bauen, ich weiß es genau!

Euch tränen die Augen im Fahrtwind des Geistes,
ihr krault eure Ängste mit Logik und Zweck.
Doch was ihr zu werden nicht wagtet, beweist es:
Ihr streckt euch zum Golde und schaufelt nur Dreck!

Ihr seid so verbindlich in Fortschritt befangen,
so glanzvoll berechnend und so effektiv!
Was jemals ihr träumtet, ist sterben gegangen
und hängt euch im Rücken, verbogen und schief.

[cyparis]

"wieviel euch das Sterholz pro Festmeter bringt"

wäre auch eine Anregung.

Lieber Erich,

das Gedicht ist, so gut es auch geschrieben ist, deprimierend.
Ich persönlich sehe mich nicht als sachlichen Zeitgeist, aber der Zeitgeist funktioniert leider so.

Respekt und Anerkennung!

Und lieben Gruß
von
cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

eins meiner - seltenen - Haßgedichte, die etwas oder jemanden anklagen. Mit sowas muss man vorsichtig sein, will man nicht in den Ruch eines Besserwissers oder Scheinheiligen geraten!

LG, eKy

[cyparis]

Da muß ich lächeln!
Du weißt Vieles besser, aber Scheinheiligkeit kann man Dir nicht nachsagen!