Autor Thema: Zuspruch  (Gelesen 1102 mal)

Erich Kykal

Zuspruch
« am: Dezember 24, 2012, 19:25:15 »
Fühlst du wiederum in Weh
alle Hoffnung sinken?
Betest du zur Nacht: Vergeh,
lass mir Morgen winken?

Werden die Gedanken groß,
die mit Nebeln wallen,
lässt dein warmes Licht dich los
und ins Dunkel fallen,

so vergiss nicht: Allezeit
muss es Morgen werden!
Freude folgt auf jedes Leid,
Tag der Nacht auf Erden.
« Letzte Änderung: Oktober 24, 2020, 17:10:10 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Zuspruch
« Antwort #1 am: Dezember 26, 2012, 14:00:03 »
Lieber Erich,


zu diesem trostwollenden Gedicht könnten mir so einige Bemerkungen einfallen.

Z.B.

"Ich will nicht, daß ein Morgen werde.
Du, Nacht, laß mich nicht los!
Der Morgen bleibt mir Lichtgebärde
und im Licht werd ich erinnrungsbloß.

Ich lobe mir die sternenlose Nacht,
die mich in Träume bettet.
Sie allein hat mich mit Macht bedacht,
durch Dunkel mit das Sein gerettet"


(sehr spontan)

oder so ähnlich.
Daß Freude jedem Leid folgt: Ein unbewiesenes Gerücht.
Daß Morgen auf die Nacht folgt: Physikalisches Gesetz.


Ganz lieben Gruß
von
cyparis




Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Zuspruch
« Antwort #2 am: Dezember 26, 2012, 18:38:12 »
Hi, Cypi!

So spricht der allzu oft Verletzte, so beschreibt das gebrannte Kind das Feuer.

Ich wiederhole meine Aussage dazu in einem anderen Forum:

Ja, ich bin mir der Problematik bewusst. Sagt sich natürlich nett und leicht, so ein Text, wenn man aufgeräumt ist - aber wer schon mal in einer so richtigen Depression festsaß, dem erscheint so ein Gedicht eher wie Zynismus.
Da hat man einfach nicht den richtigen Blickwinkel...

Dennoch bleibt es eine simple und zutreffende Wahrheit - solange man weitermachen will.


Du siehst, ich bin mir der Implikationen wohl bewusst. Das Gedicht entstand übrigens nach einer Lektüre Goethe'scher Lyrik und Sinnsprüche. Der alte Lebensoptimist färbt wohl etwas ab... :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.