Im Winter wär ich gern ein Bär,
der Grund dafür liegt, bitte sehr,
in seiner klugen Lebensart,
die ihm was Schlimmes leicht erspart,
indem, dass er ganz einfach träumt
und, was ihm nutzlos ist, versäumt.
Er kriecht behaglich höhlenwärts
wenn’s kälter wird und karg. Wen stört’s?
Er frisst sich fett zur Herbsteszeit
Nach Herzenslust – mich frisst der Neid!
In Fell und Fett und voll Behagen
döst er entgegen bess’ren Tagen.
Bis ihn die Frühjahrssonne weckt, da
hat er restlos abgespeckt
und zeigt der Welt sich rank und schlank.
O Bär ! O Bär! Mein Neid liegt blank!
Könnt ich dein Winterschicksal borgen:
Nie hätte ich Bikinisorgen!
So aber stellt mir – wehe, wehe –
nur ja nichts Süßes in die Nähe!
Sonst hab ich märzens – jeden Schwur! –
ganz sicher Bärens Herbstfigur!
Mit einem Wort, was mich so stört:
Bei mir läuft alles umgekehrt!
Ich muss im Winter immer raus.
(Dabei blieb ich so gern zu Haus.)
Und nicht nur das, denn auch im Bett,
da wär es jetzt besonders nett,
statt morgens, wenn noch Sterne blitzen,
vergrämt beim Frühstückstisch zu sitzen,
den Körper schlapp, die Lider schwer.
Im Winter wär ich gern ein Bär!
Nur jetzt nicht raus in Schnee und Kälte,
so schnell, als ob’s das Leben gelte!
Oh lasst mich dösen, lasst mich schmoren:
Ich hab da draußen nichts verloren!
Wohin ich mich auch jetzt befehle:
Im Herzen hab ich Bärenhöhle!
Und welches Schicksal mich auch traf:
Im Kopf, da halt ich Winterschlaf!
Und denk an Wintersport ich keck:
Bei mir reichts nur zu Winterspeck!
Bei Striezel, Strudel, Streusel , Sterz
verforme ich mich bärenwärts!
Wozu all das Gehetz, Gejage?
Verschlafe deine Wintertage!
Wozu im Eise feuerwerken?
Im Schlafe kannst du Nerven stärken!
Wozu, wenn kalte Winde pfeifen,
im Staue stehn mit glatten Reifen,
Schnee schaufeln, Salz streun, Halsweh kriegen –
statt einfach nur so da zu liegen?
Ich schwör’s bei Gott, ich schwör’s , ich wär
im Winter liebend gern ein Bär!