TV - Das indirekte Leben

[Erich Kykal]

Im Flimmern heischen ungezählte Lose
vergeblich grell um unsere Geduld,
denn gleichermaßen Sühne oder Schuld
berührn uns nicht. Das Leben aus der Dose

entwöhnte lange uns dem wahren Fühlen -
das stieß uns allzu lange nicht mehr zu,
und in der Illusion von Seelenruh
ist ja so gut in andrer Dasein wühlen,

als wären alle Bilder ohne Wesen
in einem Kreis, den man als Sein begreift.
Der nackte Zeigefinger wird zum Besen,

der leichthin alles ins Vergessen streift,
was wir nicht gerne zwischen Zeilen lesen
und uns womöglich zu Gewissen reift.

[cyparis]

Das hast Du mich auf dem falschen Fuß erwischt, lieber Erich,
denn ich habe nicht alles kapiert, was in Deinem gelungenen Sonett enthalten ist.
Gefallen hats mir trotzdem!


Lieben Gruß
von
cyparis

[Erich Kykal]

Hi, Cypi!

Hier geht es um die Second-hand-Gefühle aus der Glotze, all die anderen, fremden oder vorgetäuschten Leben, die wir teilnahmslos belauschen, weil wir dem realen Sein lange entwöhnt scheinen.

Der Zeigefinger zappt immer weiter durch die Programme, kehrt so besengleich hinfort, was uns vielleicht nachdenken ließe.

LG, eKy

[cyparis]

Ich war blind!
Das TV im Titel hatte ich übersehen.
Jetzt lese ich aus einem andren Blickwinkel.

Bis bald!