Autor Thema: Ätsch  (Gelesen 797 mal)

BABSvomKUTSCHI

  • Gast
Ätsch
« am: August 14, 2012, 09:41:15 »

Als ich nach einer durchzechten Nacht
Morgens um acht Uhr aufgewacht
Hab ich noch schlafblinzelnd daran gedacht
Wie viel Spaß mir die letzte Nacht gebracht

Ein schrilles Klingeln beleidigt mein Ohr
Ich schau aus dem Fenster, hinunter zum Tor
Ein grüner Klein-Lkw steht davor
Und drei Typen rufen nach mir im Chor

Ich lass sie hinein, die komischen Fritzen
Vollstreckungs-Beamter steht auf den Mützen
Und als sie bei mir in der Küche sitzen
Fangen sie an, ihr Gift zu verspritzen

Sie schulden dem Staat eine Menge Geld
Sie haben ihn um die Steuern geprellt
Dies Vergehen dem Fiskus arg missfällt
Wir leben in einer zivilisierten Welt

Wir werden jetzt anfangen mit dem Pfänden
Wir nehmen die Bilder von den Wänden
Wir ziehen den Schmuck von Fingern und Händen
Wir nehmen alles, was gut zu verwenden

Ich lehn mich zurück, beginn mich zu recken
Die Beine unter dem Tisch auszustrecken
Ihr tut mir leid, ihr armen Jecken
Ihr könnt mich nämlich am Arsche lecken

Und wenn ihr in jedes Zimmer schaut
Was ihr dort seht, gehört meiner Braut
Was mir gehört ? und jetzt wird ich laut
Mir gehört ausschließlich die nackte Haut

Ich deute zur Tür, nun macht euch rar
Schaut wieder vorbei, vielleicht nächstes Jahr
Sie verlässt mich, die Finanzamts-Schar
Ich zahle nie Steuern ! Alles klar ?

cyparis

Re:Ätsch
« Antwort #1 am: August 14, 2012, 12:29:49 »
Prächtiges Stück, liebe BABS!
Da hab ich mein diebisches Vergnügen fur heute ... ;)

LG
cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

a.c.larin

Re:Ätsch
« Antwort #2 am: August 14, 2012, 15:28:48 »
Zitat
Ich zahle nie Steuern ! Alles klar ?

hmhm - ungefähr so haben es die meisten griechen auch gemacht - und jetzt iss ihr staat pleite.
wobwei die schlauesten vermeider nicht die sogenannten "kleinen leute" waren ....

man kann dazu nicht mal "ätsch" sagen - weil es letztlich auf uns alle zurückfällt.

mit etwas saurem aufstoßen gelesen,
lg, larin


BABSvomKUTSCHI

  • Gast
Re:Ätsch
« Antwort #3 am: August 14, 2012, 15:46:13 »
@ a. c. larin
Soviel zu Griechenland

Der französische Schriftsteller Edmond About notierte 1858 über die Situation in Griechenland:
Griechenland ist das einzige bekannte Beispiel eines Landes, das seit dem Tag seiner Geburt im totalen Bankrott lebt. Wenn Frankreich oder England sich nur ein einziges Jahr in dieser Lage befänden, würden wir dort schreckliche Katastrophen erleben. Griechenland lebt nun schon seit zwanzig Jahren in Frieden mit einem Staatsbankrott. Alle griechischen Budgets, vom ersten bis zum bisher letzten, weisen ein Defizit auf.
„Ohne irgendeinen Nutzen für das Land“
Wenn in einem zivilisierten Land die Einnahmen nicht ausreichen, um die Ausgaben zu bestreiten, ist das Mittel einer Staatsanleihe im Innern vorgesehen. Dieses Mittel hat die griechische Regierung noch nie versucht, und der Versuch wäre auch erfolglos gewesen. Die Schutzmächte Griechenlands mussten schließlich die Zahlungsfähigkeit des Landes garantierten, damit das Land über eine Anleihe im Ausland verhandeln konnte. Die Mittel, die durch diese Anleihe zur Verfügung standen, wurden von der Regierung ohne irgendeinen Nutzen für das Land selbst verprasst; und nachdem das Geld einmal ausgegeben war, mussten die Garantiemächte aus purem Wohlwollen die Zinsen bedienen. Griechenland konnte sie überhaupt nicht mehr bezahlen.
Heute verzichtet das Land auf jede Hoffnung, die Kredite jemals zurückzahlen zu können. Im Fall, dass die drei Schutzmächte in alle Ewigkeit für Griechenland weiterbezahlen, wäre das Land aber auch in keiner viel besseren Lage. Seine Ausgaben sind immer noch nicht durch seine Einnahmen gedeckt.
Die Steuerpflichtigen zahlen einfach nicht
Griechenland ist das einzige Land, in dem Steuern in Naturalien bezahlt werden. Das Geld ist auf dem Lande so rar, dass man sich auf diese Form der Steuererhebung herablassen musste. Anfangs versuchte die Regierung noch, die Steuer zu verpachten, aber die Bauern, die nur zaghaft davon Gebrauch machten, hielten ihre Verpflichtungen nicht ein, und der Staat, der hier keine Gewalt hat, besaß kein Mittel, sie dazu zu zwingen. Seitdem der Staat selbst die Steuern erhebt, sind die Kosten der Steuerverwaltung erheblich gestiegen, und die Einnahmen haben kaum zugenommen.
Die Steuerpflichtigen machen das, was die Bauern machten: Sie zahlen einfach nicht. Die reichen Grundbesitzer, also die einflussreichsten Personen, finden leicht die Methoden, den Staat zu hintergehen, indem sie die Beamten entweder kaufen oder einschüchtern. Die Beamten sind schlecht bezahlt, ohne sichere Zukunft und müssen beim nächsten Ministerwechsel damit rechnen, entlassen zu werden; sie haben also nicht wie bei uns das Interesse des Staates im Auge. Sie sind nur bestrebt, sich Freunde zu machen, die Mächtigen bei Laune zu halten und Geld zu verdienen. Die kleinen Grundbesitzer, die also für die großen zahlen müssen, sind vor Beschlagnahmungen sicher, entweder durch einen mächtigen Freund oder durch ihre eigene Armut.
Wie leicht passiert ein Unfall
In Griechenland ist das Gesetz niemals jene unerbittliche Person wie bei uns. Die Beamten hören sich die Steuerpflichtigen erst einmal an. Wenn man sich dann duzt und verbrüdert, gibt es immer einen Weg, sich zu verständigen. Alle Griechen kennen sich gegenseitig sehr gut und lieben einander wenig. Sie kennen auch kaum dieses abstrakte Wesen, das man "Staat" nennt, und das lieben sie überhaupt nicht. Und schließlich ist auch der Steuereinnehmer seinerseits vorsichtig: Er weiß, dass er niemanden gegen sich aufbringen darf, denn sein Heimweg führt ihn durch unwegsames Gelände, und wie leicht passiert da ein Unfall.
Die nomadisierenden Steuerpflichtigen, also die Schäfer, Holzfäller, Köhler oder Fischer, machen sich einen Spaß daraus und rechnen es sich zur Ehre an, keine Steuern zu zahlen. Sie denken noch wie zu Zeiten der türkischen Herrschaft: Ihr Herrscher ist ihr Feind, und die schönste Pflicht des Mannes ist, sein Geld zusammenzuhalten. Deshalb stellten die Finanzminister bis 1846 immer zwei Einnahme-Budgets auf. Das eine, das amtliche Budget, verzeichnete die Summen, die die Regierung im Jahr einnehmen sollte und auf die sie einen Rechtsanspruch hatte; das andere, das Verwaltungsbudget, verzeichnete die Summen, die die Regierung einzunehmen hoffte.
Nur Bruchteile erhalten
Und da Finanzminister dazu neigen, sich im Interesse des Staates bei der Berechnung der wahrscheinlichen und hoffentlich tatsächlichen Einnahmen zu irren, hätte man eigentlich ein drittes Budget gebraucht, das die Summen enthielte, die die Regierung mit Sicherheit würde erfassen können. Ein Beispiel: Im Jahr 1845 hatte der Finanzminister für Olivenernte auf öffentlichem Grund und Boden, der in der Regel an private Bauern verpachtet ist, in das amtliche Budget eine Summe von 441.800 Drachmen eingesetzt. Er hoffte (im Verwaltungsbudget), dass der Staat glücklich sein konnte, von dieser Summe wenigstens 61.500 Drachmen einzunehmen.
Aber auch diese Hoffnung war überzogen, denn im Jahr zuvor hatte der Staat hierbei nicht 441.800 Drachmen eingenommen, auch nicht 61 500 Drachmen, sondern bloße 4457 Drachmen und 31 Centimes, also etwa ein Prozent der Summe, auf die er zugreifen konnte. Im Jahr 1846 stellte dann das Finanzministerium gar kein Verwaltungsbudget mehr auf, und seitdem ist diese Übung in Vergessenheit geraten. Der Staat will gar nicht mehr vorhersagen, dass das, was ihm gebührt, nicht gezahlt wird. Die Vorschüsse der drei Schutzmächte für Zinsen und Tilgung der Auslandsschulden belaufen sich auf jährlich 3.835.474 Drachmen und 58 Lepta.
Kreditwürdigkeit nicht sicher
Dieses Einkommen fehlt Griechenland möglicherweise, wenn es eines Tages seinen Wohltätern gegenüber zu viel Undankbarkeit zeigt. Die Kosten Griechenlands setzen sich wie folgt zusammen: Schulden der öffentlichen Hand (interne und Auslandsschulden), die Gehälter der Staatsbeamten, die Abgeordnetendiäten, die Kosten der Ministerien, der Verwaltung und noch einiger anderer.
Einer Regierung, die sich weder ihrer Macht sicher ist noch ihrer Kreditwürdigkeit, noch ihrer Anhänger oder der Wirtschaftskraft des Landes, würde ich raten: "Legen Sie eine Anleihe auf!"
Man leiht allerdings nur Regierungen, die man für gefestigt hält. Man leiht nur einer Regierung, die man für ehrlich genug hält, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Man leiht nur einer Regierung, die man erhalten möchte. In keinem Land der Welt hat je die Opposition die Staatskasse aufgefüllt. Schließlich: Man leiht nur, wenn man etwas zu verleihen hat.

a.c.larin

Re:Ätsch
« Antwort #4 am: August 19, 2012, 09:26:40 »
so what?

der langen rede kurzer sinn:  wenn nicht jeder seinen (großen oder kleinen) beitrag  zum wohle der gemeinschaft leistet, dann kann diese einfach nicht auf die beine kommen.

andererseits: wo nichts (mehr) ist, da hat der kaiser sein recht verloren!
auch das ist bekannt.
es ginge also besonders darum, die kleinen zu stärken, damit das große insgesamt stark sein kann.(weil ja auch jede kette nur so stark ist wie ihr schwächstes glied)

im augenblick zeigt sich die entwicklung gegenläufig: die reichen werden immer reicher und die armen immer ärmer.
wahrscheinlich wird dieses system irgendwann einmal kippen MÜSSEN - und zwar nicht auf griechische dimensionen gemünzt, sondern global.
ich denke aber, dass uns dann die lust "ätsch" zu sagen vergangen sein wird....

lg, larin