Autor Thema: Narrenschelle  (Gelesen 1701 mal)

cyparis

Narrenschelle
« am: Januar 29, 2010, 17:24:53 »
.

Kurz vor der allerletzten Schwelle,
der letzten aller Stunden fast anheimgegeben,
angesichts der Dunkelheit nur noch ein Angsterbeben:
Ich schüttle einmal noch die Dichterschelle,

wie Narren tun: Denn manche Narren werden weise.
So führe Hieb um Hieb ich auf das Schlechte,
das mir vor Augen kommt. Denn Narrenmächte
führ'n meine Feder wilder, nicht mehr leise.

Die Narrenschelle tönt. Auch in die ekle Jauche,
in tiefste Sümpfe dringt ihr Klang. Ich steige
in diese Düsternis nicht mehr hinab.

Ich wähle mir ein reines, kühles Grab.
Vergehe dort. Und beuge mich und neige
mein Haupt der Lyrik schönem Hauche.




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Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Seeräuber-Jenny

Re:Narrenschelle
« Antwort #1 am: Januar 30, 2010, 20:36:57 »
Liebe cyparis,

bittere, aber auch hoffnungsvolle Worte: Die Narrenschelle klingt hinab bis in die ekle Jauche.
Vielleicht wird sie ja dort gehört, und die Zukunft gehört wieder der schönen, reinen Lyrik.

Ein wortgewaltiges, denkwürdiges Werk!

Würden die Zeilenlängen nicht ein bisschen durcheinander gehen, wäre es ein gelungenes Sonett. Du könntest ja noch eins draus machen.

Doch ob Sonett oder nicht, lesenswert ist dein schönes Gedicht auf jeden Fall.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

cyparis

Re:Narrenschelle
« Antwort #2 am: Februar 13, 2010, 20:36:14 »
Liebe Jenny,

hab Dank für die lobenden Worte!

Ja, ich werde bis zu meiner letzten Stunde gegen die Verschluderung, Verluderung und Verjauchung (ja,ja!) unserer Sprache anschreiben und wettern.
Wie geht man - woanders! - mit unserem kostbarsten Schatz um - zum Speien!


Lieben und dankbaren Gruß
von
cyparis!
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