Heftige Schneefälle meldete der Lokalsender, während ich eine Eintrittskarte ins Freibad löste. Ich ließ mich aber nicht von einem geruhsamen Nachmittag im Schwimmbad abbringen, zumal die winterliche Warnung in Teyateyaneng ausgegeben wurde und ich vor dem Schalter einer städtischen Einrichtung in Salzburg stand. Außerdem war mir völlig unbegreiflich, wie ich zu diesen meteorologischen Neuigkeiten überhaupt Zugang finden konnte.
Teyateyaneng liegt bekanntlich in Lesotho und dieses winzige Land ist wiederum an all seinen Grenzen von Südafrika umgeben. Es war sehr heiß an diesem Tag. In Salzburg, versteht sich, in Teyateyaneng konnte ja von Hitze nicht die Rede sein. Trotzdem, ich wollte mich eigentlich viel lieber in Lesotho aufhalten und plötzlich wurde mir gewahr (man könnte etwas geschraubter auch „ich bemerkte“ sagen), also plötzlich wurde mir gewahr, dass ich mich nach afrikanischen Gefilden sehnte – und zwar wegen der Hitze, der Hitze in Salzburg. Ich schüttelte den Kopf, solch schräge Gedanken musste man verscheuchen, abschütteln.
Die Frau an der Kasse, auch sie transpirierte heftig, ja, sie schwitzte – und wie, missverstand die ablehnende Kopfbewegung und wollte mir keine Eintrittskarte aushändigen. „Nein, nein“ sagte ich und lächelte. Auch das verstand die Kassierin nicht, zumindest nicht den Bezug des Neins in all seiner umfassenden und erklärenden Bestimmung oder kurz gesagt, sie verstand nicht, warum ich nein sagte und schon gar nicht, warum ich dabei lächelte.
Unweit Teyateyaneng liegt Maseru, die Hauptstadt Lesothos. Die Stadt zählt etwa 50 000 Einwohner mehr als Salzburg, was aber auf das Klima keinen tiefgreifenden Einfluss hat. Dessen ungeachtet fror man auch in Maseru. Das erzählte ich der Dame hinter dem Schalter, arabisch schubak, schubak - der Schalter, nicht die Dame), obwohl ich keinen wie immer gearteten Grund für eine Übersetzung des relativ harmlosen Begriffes „Schalter“ ins Arabische finden konnte, jetzt verzettele ich mich, kurzum, ich klärte die Frau auf, dass in Maseru, der Hauptstadt Lesothos die Temperaturen weitaus erträglicher, angenehmer, erfrischender waren. Beinahe euphorisch warf ich ein „da wär’s jetzt schön“ nach.
Während ich das Wissen der Angestellten im Wirkungsbereich der städtischen Freibäder um die Fakten vermehrte, dass die klimatischen Verhältnisse in den Städten Hlotse und Mafeteng sich nur unwesentlich von der Lage in Teyateyaneng unterscheiden würden (zweimal fügte ich hinzu „wenn überhaupt“), griff die Frau, sichtlich nervös oder beunruhigt zum Telefon und wandte sich dann wieder mir zu. Jetzt lächelte auch sie. Ich freute mich, weil ich ihr Interesse wecken konnte. Kein Zweifel, sie fragte mich nämlich, wie lange der Schnee in Teyateyaneng liegen bliebe.
Drei Männer traten an mich heran, auf ihren Jacken prangten überdeutlich rote Kreuze. Sie baten mich in ihr Auto. Dieses war klimatisiert, was mich sofort wieder an Lesotho erinnerte. Es drängte mich, die Wettervorhersage für Teyateyaneng den Herren (einer war Zivildiener) mitzuteilen.