Autor Thema: Einsicht  (Gelesen 1027 mal)

wolfmozart

Einsicht
« am: Juli 01, 2022, 19:23:58 »
Selten traf ich ein Haus
Das mir von innen aus
Gleich schien wie außen.

Manches gar wunderbar
Innwendig drinnen war
Und modrig draußen

Andres gefiel mir sehr
Sanft lockt das blaue Meer
In das Verderben

Alles treibt Doppelspiel
Liegt dir am Wahren viel
Rüste zum Sterben.

Erich Kykal

Re: Einsicht
« Antwort #1 am: Juli 01, 2022, 23:46:24 »
Selten traf ich ein Haus
Das mir von innen aus
Gleich schien wie außen.

Manches gar wunderbar
Innwendig drinnen war
Und modrig draußen

Andres gefiel mir sehr
Sanft lockt das blaue Meer
In das Verderben

Alles treibt Doppelspiel
Liegt dir am Wahren viel
Rüste zum Sterben.


Hi WM!

Das ist echt gut - mit noch leichten Schwachstellen. Ich mache mal einige Vorschläge und Korrekturen:

Selten traf ich ein Haus,
das mir von innen heraus
gleich schien wie von außen.

Manches gar wunderbar
inwendig drinnen war,
und verkommener draußen.

Andres gefiel mir sehr -
sanft lockt das blaue Meer
mich ins Verderben.

Alles treibt Doppelspiel:
Liegt dir am Wahren viel,
rüste zum Sterben.


"Inwendig" in S2Z2 schreibt man nur mit einem "n" vorne, ansonsten habe ich nur die Sprache stilistisch oder metrisch etwas gerundet und verständlicher lesbar gemacht.

Einziges Rätsel: In welchem Bezug zum Inhalt steht das sanft lockende "blaue Meer" in S3 - wofür soll das Bild stehen?

Sehr gern gelesen und leicht bearbeitet!  :)  Nimm, was dir brauchbar erscheint oder bearbeite die Stellen nach eigenem Gutdünken, wenn es dir opportun erscheint.


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

wolfmozart

Re: Einsicht
« Antwort #2 am: Juli 30, 2022, 20:14:19 »
Grüß dich Erich,

Dank wieder fürs Zeit nehmen und rezensieren.

Deine Vorschläge betreffen einige Formulierungen von mir die mehr shon an die Mundart grenzen. Insofern hast du meinem Poem einen "seriöseren Anstrich" gegeben, also eine geschliffene Zweitform erstellt.

Das Blaue Meer war mir Sinnbild für das außen Schöne das doch so vielen Seeleuten und anderen zum Verhängnis wurde, also wieder dieses zweigleisige Doppelspielal.

Gruß wolfmozart

P.S.: Ich leg auf deine Analysen von meiner Lyrik Wert, da ich dich als "Großmeister der deutschen Sprache" sehe (ungelogen, wie ichs empfinde so sag ichs).

Erich Kykal

Re: Einsicht
« Antwort #3 am: Juli 31, 2022, 08:57:12 »
Hi WM!

Es freut mich zu lesen, dass meine Tipps auf fruchtbaren Boden fallen und nicht als böswillige Degradierung empfunden werden - was ich von anderen "Kollegen" leider schon erlebt habe. Wir alle arbeiten lebenslang daran, uns sprachlich zu verbessern, dazuzulernen. Als ich hier in den Foren anfing (vor mittlerweile über 15 Jahren), hatte ich vom Handwerk der deutschen Poesie absolut keine Ahnung und machte trotz meines natürlichen "Taktgefühls für Sprachmelodie" viele metrische Schnitzer! Mein erstes gebundenes Buch von 2010 ließ ich sogar einstampfen und habe es korrigiert wieder aufgelegt - es gab hunderte "Fehlerchen" darin, die mir irgendwann allzu unerträglich wurden!
Mein erstes Sonettbuch nannte ich "Seltsame Sonette", weil ich erst mittendrin aus den Foren lernte, dass man Sonette eigentlich mit umarmenden Reimen in den Quartetten schreibt! So ist gut die Hälfte der Sonette darin eben "seltsam" ...  ;D ::)

Es gibt immer noch etwas zu lernen, selbst für mich. Aber ich freue mich dennoch über dein schönes Kompliment! Als purer Autodidakt habe ich natürlich nicht das Recht, mich überhaupt auch nur "Meister" zu nennen, geschweigedenn "Groß-", aber es ist ja der Gedanke der Würdigung an sich, der zählt.  :)


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.