Autor Thema: Gesellschaftliche Verpflichtungen  (Gelesen 1002 mal)

Erich Kykal

Gesellschaftliche Verpflichtungen
« am: Juli 13, 2022, 11:02:17 »
Wo wären wir, bewahrte nicht die Schwere
im Innersten uns vor den Konsequenzen
der eignen Feigheit: Wo wir Tiefe schwänzen
für Oberflächlichkeit und eitle Leere?

Für das, was alle von uns glauben sollen:
Ein Bild der Lüge, aufgesetzter Stärke,
dem alle unsre ungeliebten Werke
zu dienen haben wie ein wahres Wollen.

Wo wären wir, erhielte nicht das Sehnen,
wahrhaftig uns in diese Welt zu dehnen,
den Geist lebendig und die Seele mutig?

Wir treiben ab, verlieren uns im Seichten
dressierten Scheins. Nur wenn wir ehrlich beichten,
erkennen wir einander: Wund und blutig.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Gesellschaftliche Verpflichtungen
« Antwort #1 am: M?RZ 04, 2025, 08:41:17 »
Lieber Erich,

es ist nicht so einfach, sich den gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entziehen und sich und anderen nichts vorzuspiegeln, was Anerkennung verspricht. Aber klar, es bedeutet eine Selbstverleugnung und verhindert den Blick in die eigene Tiefe. Man entgeht dem Unschönen, verrät aber auch den eigenen Reichtum und das Potential, anderen etwas entgegenzusetzen.

Schön darum, dass es dieses von dir entdeckte Sehnen, sich in die Welt zu dehnen, auch gibt, und es sich der Feigheit widersetzt, die das Ich sonst im Stich ließe.

Sehr gern gelesen.

LG g     

Erich Kykal

Re: Gesellschaftliche Verpflichtungen
« Antwort #2 am: M?RZ 04, 2025, 21:57:05 »
Hi Gum!

Danke für die weisen Worte. Dieses Werk liegt schon eine Zeit lang zurück, längst von mir vergessen. Danke für's Hochholen, war zu schade, um unkommentiert zu versinken - lesen tun hier ja noch so einige Gäste, aber die graben sich eher seltener in die Tiefen der Vergangenheit.

Ja, der schöne Schein, die glänzende, stark wirkende Oberfläche - und darunter all das, was man getan hat, um diese Maske aufrecht zu erhalten - um jeden Preis!
Es wäre einfacher, ehrlich zueinander zu sein und zu erkennen: Abgesehen von den waschechten Soziopathen sind wir alle schwach und unsicher, und je mehr jemand sich anders gibt, desto tiefer gehen seine/ihre Risse.


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.