Lieber Erich,
sehr gut wird hier von dir die Zwiespältigkeit von Glanz und Schmutz in dieser Poesie der Nacht zum Ausdruck gebracht. Was Welt und Dichter sehen, ja besingen, ist die Schminke auf der alten Haut der Stadt: in der sich nachts die nach Leben, Liebe und Sex gierigen Jungen und gescheiterten Älteren einen Moment lang an Überreizungen sättigen oder mit ihnen betäuben. Aber auch die Dichter sind von den Ratten nicht verschieden. Ihr ästhetischer Höhenflug wird von Abstürzen unterbrochen. Es ist kein frei gewähltes Ausleben des apollinischem und dionysischen Prinzips, sondern ein Schleudern zwischen Extremen. Es handelt sich nicht um kulturelle Orte und Veranstaltungen wie Oper, Theater, Konzert und Ball, sondern um solche der Triebbefriedigung wie Bar, Discothek oder Bordell.
Dennoch ist diese Poesie der Nacht die Nahrung und das Entzücken aller, die ihr seelisches Gleichgewicht vermissen und suchen.
Sehr gern gelesen.
Chapeau von gummibaum