Autor Thema: Wunsch nach Anerkennung  (Gelesen 1328 mal)

Erich Kykal

Wunsch nach Anerkennung
« am: Februar 13, 2024, 10:26:23 »
Vieler Wege sind geflogen
mein Verstand und mein Gefühl.
Vieles habe ich erlogen,
innerlich erregt wie kühl.

Vieles habe ich erfunden,
mir zum Troste und zum Schutz.
Wunde lernte zu verwunden,
Liebe lernte Eigennutz.

Was verbleibt nach langem Ringen
um Bemerken und Respekt?
Ein Verklingen in den Dingen:
Ferner Ruf, der keinen weckt.

Eine Einsicht, dass genügte,
was ich in mir selber war,
und, was ich zu Leben fügte,
Weh nur brachte und Gefahr.

Irgendwann verlor das Streben,
blinder Ehrgeiz jeden Wert.
Was ich bin: Ein Innenleben,
das allein die Schwelle quert,

so wie einst zur Welt geraten:
Ohne Wollen, ohne Ziel.
Greifet ohne Zorn zum Spaten,
denn von mir verbleibt nicht viel.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Copper

Re: Wunsch nach Anerkennung
« Antwort #1 am: Februar 17, 2024, 16:09:13 »
Hallo Erich,
wieder mal was, das mir die Augen öffnet. Eine Erkenntnis im reifen Alter. Also Altersweisheit?  Wie wir durch das Leben gehen. Wie der Mensch versucht es zu meistern. Er schafft sich seine eigene Gedankenwelt. Macht sich selbst was vor. Hat ein verzerrtes Selbstbildnis und versteht die Liebe als etwas Eigennütziges.
Auch baut er sich eine Lügenmauer auf um sich selbst zu schützen. Eine bittere, verzweifelde Bilanz des Lebens, das irgendwann ungewollt endet, so wie es auch mal ungewollt begann. Und zwischen Start und Ziel ein Lebenslauf voller Selbsttäuschung.

Deine Gedichte sind was für Genießer.

Danke und viele Gruße, Copper.
« Letzte Änderung: Februar 17, 2024, 16:15:27 von Copper »

Erich Kykal

Re: Wunsch nach Anerkennung
« Antwort #2 am: Februar 17, 2024, 22:52:14 »
Hi Cop!

Eigentlich waren diese Zeilen ganz und einzig auf mich und mein meistenteils vergeudetes Leben gemünzt, vergeudet zumindest, wenn man nach den landläufigen kulturellen Maßgaben urteilt: Vermehre dich, schaffe Reichtum und Sicherheit, sammle Macht und Einfluss an, hinterlasse einen großen Namen, Ruhm und Angedenken einer bewundernden Nachwelt.

All das hat mich kaum interessiert, zumindest nicht mehr, seit ich meinen jugendlichen Sturm und Drang hinter mir glassen habe. Meine Bedürftigkeit, zivilisatorischen Maßgaben zu genügen, um es allen recht zu machen.
Wo es möglich war, habe ich mich verweigert und bin meinen eigenen Weg gegangen, ohne kranken Ehrgeiz, den ich immer in mir bekämpft habe.
Der Preis, den ich dafür zahle ist, dass ich in Vergessneheti geraten werde, aber das ist in diesem Universum so irrelevant wie meine Existenz davor. Wie es alles Ringen zu irgendeinem Behufe letztlich ist.

Der Sinn im Erfinden von Göttern und Geschichten ist das Schaffen von Sinn. aber alle Götter und alle Geschichten fallen irgendwann dem Vergessen anheim. Fazit: Sinn ist außerhalb der Blase des menschlichen Bedürfnisses danach irrelevant.

Danke für die lobenden Worte!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.