Autor Thema: Wie ein Biber  (Gelesen 1224 mal)

a.c.larin

Wie ein Biber
« am: Dezember 02, 2023, 20:02:23 »
Wie ein Biber baute er die Dämme:
Hoch und höher! Bäche staute er
in der Hoffnung, dass er überschwemme
alles Land dahinter. Bis es bräche
liebte er sein Machwwrk sehr!

Aber nur, um es voran zu treiben,
fiebernd nach dem neuen Höchstrekord!
Um dann schaudernd anzusehn das Treiben,
wie gebannt am Ufer zu verbleiben,
riss der Wasserdruck die Äste fort!

So ist wohl der Mensch: Er sucht das Viele,
will das Größte, Höchste ohne Maß!
Und kann doch nicht anders als die Ziele
selbst zu sabotieren, im Gefühle
der Zerstörungslust! Doch welch ein Spaß

liegt, geheimnisvoll, im Niederbrechen?
Alle Dinge gehen ihren Gang!
Und so wird der Mensch sich selber schwächen:
Trägt Zerstörtes in sich ein Versprechen?
Tod und Leben, Untergang - und Neuanfang?
« Letzte Änderung: Dezember 02, 2023, 20:33:40 von a.c.larin »

Copper

Re: WIe ein Biber
« Antwort #1 am: Dezember 02, 2023, 20:24:06 »
Hallo, a.c.larin,

der Biber baut den Damm, damit sein Zugang zum Bau unter dem Wasserspiegel bleibt. Somit bleibt sein Bau sicher vor unliebsamen Besuch. Er baut nie höher als es ein muss. der Mensch hingegen , naja.

Schönes Gedicht. Was zum Nachdenken.

Gruß Copper.

« Letzte Änderung: Dezember 02, 2023, 20:25:43 von Copper »

Erich Kykal

Re: WIe ein Biber
« Antwort #2 am: Dezember 02, 2023, 20:28:31 »
Wie ein Biber baute er die Dämme:
Hoch und höher! Bäche staute er
in der Hoffnung, dass er überschwemme
alles Land dahinter. Bis es bräche,
liebte er sein Machwwrk sehr!

Aber nur, um es voran zu treiben,
fiebernd nach dem neuen Höchstrekord!
Um dann schaudernd anzusehn das Treiben,
wie gebannt am Ufer zu verbleiben,
riss der Wasserdruck die Äste fort!

So ist wohl der Mensch: Er sucht das Viele,
will das Größte, Höchste ohne Maß!
Und kann doch nicht anders als die Ziele
selbst zu sabotieren, im Gefühle
der Zerstörungslust! Doch welch ein Spaß

liegt, geheimnisvoll, im Niederbrechen?
Alle Dinge gehen ihren Gang!
Und so wird der Mensch sich selber schwächen:
Trägt Zerstörtes in sich ein Versprechen?
Tod und Leben, Untergang - und Neuanfang?


Hi Larin!

Das Bibergleichnis und das Dämmebauen haben es dir aber angetan! Sehr schöne Verarbeitung der philosophischen Aspekte, des allzu menschlichen immer wieder Anrennens gegen die Begrenzungen der eigenen Macht, des eigenen Verstandes! Des immer wieder Versuchens, das uns die manchmal bittere Frucht des Fortschritts schenkt.

Ich habe mir erlaubt, S1Z2 und S2Z4 metrisch  an die fünf Heber des Restes anzupassen. Die letzte Zeile von S4 habe ich in Überlänge belassen, um die Aussage der Conclusio nicht zu untergraben, ja, sie auf diese Weise sogar zu unterstreichen und hervorzuheben.

In deinem Titel ist auch der zweite Buchstabe groß geschrieben.


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Wie ein Biber
« Antwort #3 am: Dezember 02, 2023, 20:51:23 »
Hallo Copper,
der Biber baut seiner Natur gemäß - Zerstörung liegt nicht in seinem Sinn. Nichtsdestotrotz können Biber zur regelrechten Landplage werden, wenn sie zahlenmäßig überhand nehmen. Sie können Landschaften durch ihre Bauten tatsächlich verändern.

Der Mensch tut das auch - wird aber, wenn er sich nicht demnächst selbst abschaffen will, lernen müssen, sich selbst zu begrenzen.
Das Gedicht entstand nach Lektüre von Erichs "Kindersomner" und seinen Erläuterungen dazu.

Hi Erich , du Adlerauge!
Habe deine Anmerkungen umgesetzt, danke dafür!
Da hat dein Gedicht wirklich etwas angestoßen bei mir.....
Hatte es zuerst beim "Blöken der Lämmer" und musste feststellen: Dort gehörts nicht hin!.
Abgesehen davon waren die Strophen ungleich lang in der Erstfassung. Musste daher bis heute warten.

Lg, larin