Autor Thema: Ver_Zweif(e)l_ung  (Gelesen 787 mal)

stephanus mall

Ver_Zweif(e)l_ung
« am: M?RZ 13, 2023, 19:05:50 »
Waldinneres winterlich, dunkel und kalt,
Wanderer, sorgenbeladen, schaut ganz nach oben,
Wolkenverhangen, dringt schon das Gelbe aus einem Spalt?

Dort an dem Wegkreuz, da steht eine Bank,
Wanderer schleppt sich und setzt sich hernieder,
Schließt nicht die Augen, will ihn nicht sehen, den inliegenden Zank!

Den Blick noch nach oben,
Verzweiflung treibt Tränen heraus,
Ist denn die Sicht auf die Dinge so dermaßen verschoben?

Die Suche nach Antwort,
Der Daumen nach unten,
Glaube, ... die Suche nach Hoffnung ..., er sitzt noch lang an dem Ort!

Sufnus

Re: Ver_Zweif(e)l_ung
« Antwort #1 am: M?RZ 21, 2023, 16:14:42 »
Hi mall! :)
Dieses Gedicht von Dir muss ich noch ein bisschen länger auf mein Lesegemüt einwirken lassen - das ist schonmal ein gutes Zeichen! Daher nur ein allererster ungarer Eindruck: Ich habe bei den ersten paarmaligen Lesedurchgängen den Eindruck bekommen, dass hier die Endreime dem Text ein bisschen einen unguten Widerstand entgegensetzen, indem sie Dich in bestimmte Reim-Dich-Bahnen zwingen und auch eine größere Unkonventionalität im Schreiben und Denken verhindern. Es gibt von dem Dichter Konstantin Ames (der ist in seiner Poetologie so ziemlich am entgegensetzten Ende der Skala zu verorten wie eKy, aber für mich immer wieder ungeheuer spannend, weil er eine ganz große Verspieltheit mit einem enormen Furor verbindet, das ist definitiv keine lauwarme Lyrik)... also jedenfalls bei diese Konstantin Ames gibt es eine Lyrikreihe, welche die einigermaßen zerhackte Buchstabenkombination "sTiL.e" als titelgebenden Leitmotiv enthält. Daran musste ich bei Deiner Überschrift denken (wenngleich die sich leichter zu sinnvollen Wortbestandteilen dechiffrieren lässt) und ich glaube, der von Dir gewählte Titel moderiert eigentlich auch einen ziemlich modernen (eigentlich ja: postmodernen, na... jedenfalls zeitgenössischen) Duktus an.
Vielleicht wäre es wirklich einen Versuch wert, diesem endgereimten Gedicht ein (womöglich dann ganz anders artiges) Gedicht ohne Reime und ohne die angezogene Handbremse der Sprachüblichkeiten an die Seite zu stellen?
Das sind jetzt aber wirklich nur so Vorab-Gedanken, die, wie Du siehst, ja letztlich fast einen Bogen um Dein Gedicht gemacht haben. Ich komme der Sache in einem zweiten Anlauf aber sicher noch näher! ;)
LG!
S.

stephanus mall

Re: Ver_Zweif(e)l_ung
« Antwort #2 am: M?RZ 25, 2023, 23:23:06 »
Lieber Sufnus,
ja, Du legst den Finger in die Wunde ohne gleich ordentlich Jod hinterher zu schicken,
eher sanft mit lauwarmem Wasser um den Schmerzschrei zu dämpfen.
Die Reime sind sehr bemüht und beim Titel hab ich auch lang überlegt, Leerzeichen
oder das Wort in einem Fluss, es ist ein wenig die Quadratur des Kreises es sollte
nicht Zeitgeist um der Zeitgeist Willen werden.
Ja ich hab es schon zu eKy gesagt, ich bin nicht der Player auf dem Rilkegeviert, mein
Interesse, aber vielleicht auch meine Möglichkeiten liegen wohl eher im Prosagedicht,
Walle Sayer ist da eher ein Anknüpfungspunkt, ohne mich auch nur annähend in seine
Liga versteigen zu wollen.
Lieber Sufnus, danke Dir sehr für die Beschäftigung mit meinen Zeilen und die Anregungen,
die schätze ich sehr und mit KonstantinAmes werde ich mich mal befassen, hatte bisher
noch garnicht auf dem Schirm.
Aller beste Grüße mall