Hi eKy!
Ich hab ja schon geschrieben, dass ich noch einige Gedichte von Dir im Rückstand bin (die mir von Dir ans Herz gelegten versauten Liebesgedichte sind noch nicht vergessen, aber da ist - wie schon gesagt - der Anlauf etwas länger für mich... ).
Hier also ein Gedicht, dass jetzt im November ein kleines bisschen antizyklisch rüberkommen könnte... andererseits muss man konstatieren, dass auch im November - wenn auch glücklicherweise auf niedrigerem Temperaturniveau - die Klimakrise an dem "zu milden" Wetter (gemessen an einem früheren Normal) deutlich spürbar ist.
Was mir hier besonders gut gefällt, dass Du dem dystopischen (leider sehr realen) Bild der zerstörten (zerstörerischen) Natur die zivilisatorische Power des Kulturguts "Sonett" in seiner formvollendetsten Variante gegenüberstellst (d. h. mit den kanonischen zwei Reimendungen, mit denen sich die zwei Quartette begnügen müssen). Die wenigsten Sonettdichter legen die formale Messlatte so hoch (mich eingeschlossen) - in der Regel begnügt man sich mit einem ABBA-CDDC-Shema und versucht sich nicht, wie Du hier, am ungleich schwierigeren ABBA-ABBA-Reim.
Den Punkt möchte ich hier auch ausdrücklich machen, weil wir ja an anderer Stelle gerade über die Möglichkeit einer Abweichung von strengen Formvorgaben (bis hin zur bewussten Formauflösung) diskutieren, wo Du eine klare Contra-Position beziehst und ich eine etwas volatile Pro-Argumentation verfolge.
Nun... mein hohes Lob für die hier angewandte strenge Form beweist vielleicht, dass meine Ansicht zu Formvorgaben mehrdimensional und keineswegs einseitig ist (nebenbefundilch lässt sich erwähnen, dass Du in den Terzetten sogar noch über die formalen Vorgaben hinausgegangen bist und ebenfalls nur zwei verschiedene Reimen-Endigungen bemühst, anstelle der "erlaubten" drei (CCD-EED oder CDC-EDE), das ist ja eine schon öfter von Dir demonstrierte Spezialität (CCD-CCD oder CDC-DCD).
LG!
S.