Das heroische Pathos
Ein Schicksal heißen wir, was wohl zu ändern wäre,
benennten wir es nicht so rasch als unausweichlich.
So ist der Menschen Leid an Schicksal überreichlich,
und was man hofft, verpufft ins ewig Ungefähre.
Tragödie begleitet uns wie eine Schwäre,
die nie verheilen darf, damit sie unvergleichlich
Geschichte gründe, die uns nie als irgend weichlich
erscheinen lasse: Manna, das ein Volk ernähre!
Wir gründen ganze Staaten auf gebrachte Opfer,
selbst Romeo und Julia, sie müssen sterben,
damit Betrachter täglich die Erkenntnis erben,
dass nur ein Leiden wert ist, dass man dafür blute!
Geschichte bleibt das Bühnenbild der Sprücheklopfer,
und nur im Tode lebt das einzig wahre Gute.
Das religiöse Pathos
Wir werden und vergehen nicht aus freien Stücken,
und was dazwischen liegt, entzieht sich oft der Planung.
Wir brauchen Götterwesen wie zur steten Mahnung,
dass unsre Werke nur mit fremder Hilfe glücken.
Wie viel an Mühsal muss ein ganzes Volk bedrücken,
befallen an Gefühlsverklausung und -zerspanung,
damit es fallen kann in eine erste Ahnung
von wahrer Mündigkeit und einem graden Rücken?
Wer wagt es, endlich einmal laut zu postulieren,
dass es die Menschen sind, die ihre Götter machen,
nicht umgekehrt, wie menschgemachte Schriften sagen?
Wann reift uns die Erkenntnis, dass wir uns kastrieren,
wenn wir uns Bilder von erdachten Mächten machen,
wie stumme Kinder, die nicht aufzublicken wagen?