Hi Suf!
S1Z3 - kein Komma ans Zeilenende.
S3 erscheint mir sprachlich schon sehr herausfordernd - ob das nicht zu sehr aus dem Takt wirft? Zuerst der Buchstabenwurm "Esperantobabel", denn man sich erst mal langsam "erlesen" muss, und dann seinen Sinn erkennen.
Dann in der Folgezeile das "freu", wo man ein Substantiv erwarten würde, gleich dem "Angst" davor, und das obendrein im Grunde grammatikalisch völlig falsch verwendet ist, obgleich man den Sinn der Aussage erkennt.
Auch das "eintagstreu" will erst mal im Kontext wie sinngemäß verstanden sein, und "Inkunabel" in der letzten Zeile wird auch nicht zu jedermanns Wortschatz gehören.
Apropos Takt:
Das Herz will einfach,
was das Herz nur will.
Das Herz hält kaum,
im tiefen Traum
die Hände still.
Das Herz schlägt
auf Dich ein,
es schlägt Dich klein,
mein Engel, poch, poch, poch,
und liebt Dich doch.
Das Herz bleibt
unverständlich: Esperantobabel.
Ich Angst, Du freu,
wir eintagstreu.
Halb Schund, halb Inkunabel.
xXxXx
XxXxX
xXxX
xXxX
xXxX
xXX
xXx
xXxX
xXxXxX
xXxX
xXx
XxXxXxXxXx
xXxX
xXxX
xXxXxXx
Obwohl das Werk sich sprachklanglich durchaus harmonisch zu fügen scheint, beweist die Analyse, dass es hier keinen klaren Rhythmus gibt.
Und das Reimschema?
ABCCB - DEEFF - GHIIH
Die Mittelstrophe weicht vom Schema ab, aber wie gesagt, das sei nur der Form halber erwähnt, da die einzige Ordnung hier ohnehin nur die Zeilenzahl pro Strophe zu sein scheint.
Missverstehe mich nicht - ich versuche nicht, hier zu werten, ich zeige nur analytische Fakten auf. Wie erwähnt, rein von der Sprachkraft her beeindruckt das Werk durchaus, und beim Vortrag fällt der freie Takt nicht weiter ins Gewicht - die Verse sind so geschickt gefügt, dass man kaum ein Ungleichgewicht wahrnimmt, kaum eine ungereimt bleibende Zeile.
Allein schon das verdient hohes Lob und Anerkennung! Auch von jemandem, der das streng rhyrhmische "Korsett" bei seinen eigenen Werken präferiert.
LG, eKy