Hi Hans!
Dein Text wählt einen sehr gelungenen Zugang zur Bigotterie der Adenauer-Ära nach dem Motto "Schwamm drüber", wobei Karl Jaspers durchaus eine mehrdeutige Position in der Zeitgeschichte einnimmt, zu Beginn der Nazi-Zeit keineswegs der eindeutige Gegner des neuen Regimes war.
Gerade das macht Deinen Text aber auch spannend (und fordert dem Leser einiges an Hintergrundwissen ab). Dass zwischen Jaspers und den Jünger-Brüdern schroffe Unterschiede wie auch Gemeinsamkeiten findbar sind, weiß ich - dennoch ist mir die Anspielung auf Jünger (welcher von den beiden ist gemeint? Ernst?) nicht klar geworden - und - in aller Unbescheidenheit - dann dürfte sie auch sonst kaum ein Schwein verstehen...
Was hier aber schon stört, ist das sprachliche Hingestruddel... der Jaspers ist ein würdiger, alter Herr aus einer Epoche als "Bildungsbürger" kein Schimpfwort war. Da hätte er schon etwas mehr Hingabe und Mühe um den Text verdient.
Hier also ein Versuch, die Fugenmaße etwas nachzubearbeiten, damit der Text nicht wie ein klappriges Schülernotat daherkommt. Dabei sind natürlich im Sinne Deiner Poetik Irregularitäten bewusst eingearbeitet worden (metrische Verkürzung in Z4 und Zerstörung des Metrums in Z. 8 ).
Jaspers FläschchenDas Gift war jahrelang Begleiter,
bewachte seinen Schlaf, gab Halt:
In Todesträumen Wegbereiter
und Retter vor Gewalt.
Nach "Tausend Jahren": Kein Vergeben!
Mit Trude im Verbrecherlande,
grenzsituiert, zwei Menschenleben,
Frei-Tod? Nur Hohn und Schande!
Wie konnte er trotz Nachkriegsehren
und Anerkennung (halb ersehnt)
dem Grauen je den Rücken kehren:
Verdienstkreuz? Dankend abgelehnt.
... LG!
S.