Hi Gum!
Ein Gedicht, dass zugleich berührt und - unangenehm berührt. Die ewige Frage: Ab wann darf man begehren? Wann ist es zu früh, weil das Begehrte zu jung ist?
Jede Kultur setzt das "erlaubte" Alter anders an, abhängig von jeweiliger Moral/Ethik im Wandel der Zeiten, die das "Volksempfinden" definieren.
Die Lolita, die Kindfrau - ist es legal, schon weil beide "einverstanden" damit sind, "es" zu tun? Oder ist gewiss, dass die geistige Reife erst ab einem bestimmten Alter, gepaart mit ausreichender Lebenserfahrung und dem Erblühen bestimmter körperlicher Merkmale, den Akt der Sexualität moralisch legalisieren - und der ältere Part sich, dessen eingedenk, zurücknehmen und beherrschen können sollte, auch wenn ihn perfekte Gelegenheit und süße Qual noch so fordernd bedrängen?
Ich tendiere zu letzterer Sichtweise. Zu diesem Schluss finde ich dank eigener Kindheitserinnerungen, sowie meiner jahrzehntelangen Erfahrung mit pubertierenden Schulkindern. Ich weiß darum einfach, dass kein Kind unter 16 Jahren schon Geschlechtsverkehr haben sollte, schon gar nicht mit einem Älteren. Ausnahmen mag es natürlich immer geben, aber ich denke, letztlich nicht genug, um die Regel auszuhebeln.
Manche mögen untereinander schon früher "experimentieren", aber das ist etwas ganz anderes als ein Erwachsener, der sich trotz seines Erfahrungsabstandes dazu verführen lässt, egal ob in aktiver oder passiver Rolle, den ungeformten, so leicht zu beeinflussenden Geist eines eindeutig noch kindlichen Wesens potentiell zu verzerren und für's Leben zu deformieren, nur weil ihm sein Begehren des jugendlichen Leibes und die eigene Befriedigung daran wichtiger sind als das, was er diesem Geist womöglich damit antut.
Und kann so ein Verhältnis wirklich "echte Liebe" sein - dieses Argument bringen ja so gut wie alle Beteiligten. Nun, ich sehe das so: Liebe sollte nicht primär den Körper betreffen, das ist sexuelles Begehren. Liebe ist ein Zustand unter Geistern, die beide reif genug sind, einander im Gleichgewicht zu halten. Ein älterer, viel lebenserfahrenerer Geist kann einen so jungen, unbedarften Geist wie den eines Kindes - und da zählen jüngere Teenager eben durchaus noch dazu - bestenfalls ausnützen, überwältigen, manipulieren. Es ist ihm ein Leichtes, das junge Opfer glauben zu lassen, es hätte die Initiative und würde das alles selbst so wollen - und wäre auch selbst schuld daran.
- Und ein Mädchen, das - trotz aller vielleicht schon vorhandenen leiblichen oder intellektuellen Merkmalen und Reizen - noch mit einer Puppe spielt, ist auf jeden Fall noch ein Kind!
Kann einem mit Abstand lebenserfahreneren Geist ein so junger, unerfahrener Verstand, ein so unreifes, unfertiges, emotional ungeeichtes Wesenskonstrukt wirklich ein Objekt "wahrer Liebe" sein? Ich glaube das nicht. Sehnsucht, Begehren, bittersüße Anbetung - ja. Aber das, wovon ich glaube, dass es Liebe sein sollte, ist etwas ganz anderes.
Und kann so ein noch kindlicher Geist echte Liebe nach "erwachsenem" Muster überhaupt verstehen, erfassen, nachvollziehen oder gar schon selbst empfinden und adäquat damit umgehen? Oder lässt es sich nicht vielmehr von romantischen Vorstellungen, Roman-, Märchen- und Gesellschaftsklischees usw. leiten - wie beim Spiel als Puppenmutter? Und natürlich dem erwachenden sexuellen Drang, der mE. den Körper viel zu früh "funktionieren" lässt, jedenfalls im Vergleich zur geistig-moralischen Reife - ein genetisches Erbe unserer noch kurzlebigen und stets sehr gefährdeten Urzeitexistenz, als schlichte und möglichst rasche Multiplikation wichtiger war als elaborierte Charakterkompetenz.
Dein Gedicht lässt all das anklingen, vor allem das offene Ende, das es dem Leser überlässt, sich vorzustellen, ob es dem LyrIch letztlich gelingt, sich zu beherrschen - oder ob es sich am Ende doch "verschaut", mit all den potentiellen Konsequenzen.
LG, eKy