Autor Thema: Süßes Begehren  (Gelesen 678 mal)

Erich Kykal

Süßes Begehren
« am: Dezember 30, 2021, 12:50:18 »
An deines Leibes wunderfeinen Traumkonturen
entgleitet meinen Blicken jegliches Benehmen,
sie haschen gierig selbst noch nach den zarten Schemen
im Spiel des Lichts auf deiner Haut, die wie Gravuren

in meines Allerheiligsten Altar sich graben,
als könne nichts als dies mir je etwas bedeuten!
Im Turme meiner Andacht wollen Glocken läuten,
und alles darin raunt und stöhnt: Ich will dich haben!

Ich will zu der Vollkommenheit, die du bist, beten,
will sie berühren wie ein Gut, das Götter schenken,
und mich verlieren dabei ohne klammes Denken,
und nur die Hände sein, die deine Lüste kneten.

Nur weiche Lippen, zärtlich kostend von den deinen,
und Zunge, all die süßen Stellen zu erkunden,
die duftend locken nach den heiß ersehnten Stunden,
darin Erfüllung und Erlösung sich vereinen!
« Letzte Änderung: Dezember 30, 2021, 12:59:47 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Süßes Begehren
« Antwort #1 am: Januar 02, 2022, 01:10:42 »
Sehr, sehr schön, lieber Erich,

die Anbetung der fleischgewordenen absoluten Schönheit und die Absichtserklärung, ihr dankbar für die Offenbarung nun die höchste Wollust zu verschaffen. 

Das Gedicht bedient sich so kostbarer Sprache (außer „kneten“) und langer Verse, dass Liebe und Lust für mich keiner Eigendynamik (im Sinn von „ohne klammes Denken“), oder gar Todessaltos  fähig scheinen.

Mit Genuss gelesen.
Grüße von gummibaum

Erich Kykal

Re: Süßes Begehren
« Antwort #2 am: Januar 03, 2022, 00:16:43 »
Hi Gum!

Danke für die Blumen!  :)

Ja, zugegeben, das "kneten" ist dem Reim auf "beten" geschuldet, da ist mir einfach nix anderes zu eingefallen, und das "beten" wollte ich unbedingt behalten, um die Intensität des Begehren zu verdeutlichen, in etwas fast schon Religiöses zu transzendieren.

Ich gefalle mir darin, die Themenbereiche der sexuellen Triebhaftigkeit in möglichst so schöner Sprache zu behandeln, dass ein Vorurteil zumindest erschwert wird. Fast alle Spielarten menschlicher Sexualität haben ihre Existenzberechtigung, ein Recht auf Toleranz, Akzeptanz und Gleichberechtigung. Deshalb habe ich mich auch hier nicht geschlechtlich festgelegt - jede Perspektive bleibt möglich: m/w - w/m - w/w - m/m.

Eine einzige phallische Anspielung habe ich mir gestattet, den "Turm der Andacht" - den man sich als echten Kirchturm vorstellen kann, wenn man "sauber" bleiben will, oder eben als ... - ja, genau.  ;) >:D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.