Autor Thema: Tod und Leben  (Gelesen 608 mal)

gummibaum

Tod und Leben
« am: Dezember 19, 2021, 09:28:47 »
Der Tod ist schwach, er kann nicht mehr verführen,
sich hinzugeben kalter Zärtlichkeit,
in seinem Kuss das Jenseits zu berühren
und frei zu werden über alle Zeit.

Er ist nur noch ein stoffliches Erliegen,
das Enden einer Lebensenergie,
und lässt, was war, in dem Moment verfliegen,
in dem er eintritt, physisch irgendwie.

Die Seele strebt nicht länger aus den Gliedern,       
zerfällt, bevor sie kalt geworden sind,           
und ordnet sich im Leben schon den biedern 

Gesetzen unter, wie mechanisch blind.
So trägt der Tod auf seinen müden Lidern
die Blässe, die sich durch das Leben spinnt…
« Letzte Änderung: Dezember 19, 2021, 15:26:47 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Tod und Leben
« Antwort #1 am: Dezember 19, 2021, 13:26:09 »
Hi Gum!

In der letzten Str. würde ich in Z1 schreiben: "..., wie mechanisch blind." Liest sich runder. In Z2 würde ich das "in" durch "auf seinen müden Lidern" ersetzen, das macht das Bild deutlicher. In Z3 würde ich statt "in" eher "durch das Leben" schreiben - spart wieder einen grellen "i"-Laut und liest sich ebenfalls runder.


Inhaltlich kann ich nach persönlicher Überzeugung alles hier nur unterschreiben, und ich teile dabei nicht mal den bei dir leicht aufseufzenden Ton. S1 verrät es ja schon: "frei zu werden" - diese Vorstellung, der Leib, die Materie sei nichts weiter als eine Art widerwärtiges und mühseliges Gefängnis für das Bewusstsein - oder die "Seele", wie immer man es nennen will!
Dabei ist der Körper alles, was wir sind, was uns erhält, was uns überhaupt diese Metaebene des (Selbst-)Bewusstseins ermöglicht! Ohne die elektrochemischen Prozesse in unserer Hirnmasse sind wir nichts weiter als komplexere Amöben.
Ob unsere Evolution, die Entstehung des Bewusstseins, einem "höheren Plan" welcher Art auch immer folgt, sei dahingestellt - ich glaube nicht daran, kann es aber nicht letztschlüssig beweisen, ebenso wenig wie die Religiösen die Existenz ihrer jeweiligen Götter!
Ich denke, alles, was wir sind und vielleicht noch werden, ist naturwissenschaftlich erklärbar, das meiste davon bereits beweisbar. Die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines Überwesens nach der Vorlage in heiligen Büchern und somit auch das Überdauern des Bewusstseins über den physischen Tod hinaus betrachte ich als extremst unwahrscheinlich, und die andienernde Unterwürfigkeit und Anbetungswilligkeit religiöser Menschen an und für ihren "Herrn" erachte ich ohnehin als jämmerlich, unfrei und als frappante Demütigung für den menschlichen Intellekt und seine Würde daselbst.


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Tod und Leben
« Antwort #2 am: Dezember 19, 2021, 15:25:33 »
Lieber Erich,

hab Dank für deinen schönen Kommentar und die hilfreichen Vorschläge.
Wie du sagst, sind Leben und Tod inzwischen naturwissenschaftlich weitgehend erklärbar. Der Verlust des Glaubens an eine Transzendenz, in den die Prozesse früher eingebettet waren, hat aber vielleicht ihre Bedeutung vermindert.

Liebe Grüße von gummibaum