Autor Thema: Auf dem Hügel  (Gelesen 2042 mal)

Erich Kykal

Auf dem Hügel
« am: Februar 20, 2019, 15:31:32 »
Den Hang hinunter laufen zarte Wellen
durchs hohe Gras, und nur an diesen Stellen
sieht man es silbern blinkend sich erhellen,
als folgte unberührt es eignen Launen.
Ich stehe still, und eines Windes Raunen
begleitet sachte meiner Augen Staunen.

Vom Walde klingt ein schattentiefes Rauschen
herüber, und mein aufgetanes Lauschen
berührt die Zweige, wo sie Plätze tauschen.
Ein Himmel wölbt sich sonnenklar darüber,
und was im Tale fühllos war und trüber,
entfaltet sich im Herzen und geht über!
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #1 am: Februar 27, 2019, 11:55:38 »
Sehr schönes Reimschema - der selten benutzte Dreireim, mit hellen Doppel-e-Reimendungen in den ersten drei Zeilen, gefolgt von rollenden, sich wälzenden au-e-Endungen, wunderbar passend jeweils zum Inhalt. Dabei korrespondieren die Zeilen 7 bis 9 zusätzlich mit den vorangegangen drei Zeilen über die Assonanz; in moderner Lyrik (Jan Wagner) wäre das schon als Endreim gültig. Aus Gründen der Symmetrie hätte ich mir dann in den Zeilen 10 bis 12 eine Assonanz mit Zeile 1 bis 3 gewünscht, der "neue" Endreim auf ü-e findet für  mich nicht ganz den Anschluss an das Gesamtgedicht.
Unbenommen dieser klein(lich)en Mäkelei wie immer ein sehr gelungenes Gedicht, lieber eKy, mit so vielen schönen Details (die hübsche Klangdoppelung "Augen Staunen" in Z. 6, das schöne Attribut "schattentief" in Z.6, das viel zu selten benutzte Adjektiv "aufgetan" usw.
... also sehr gerne gelesen! :)
S.

Erich Kykal

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #2 am: Februar 27, 2019, 20:56:11 »
Hi Suf!

Jetzt wo du es erwähnst, merke ich es auch. Ich "konstruiere" eben meine Gedichte nicht, ich wähle Reime meist intuitiv oder zum Inhalt passend, und beim Schreiben lasse ich mich auch von selbigem Inhalt sozusagen weiterführen und achte nicht primär auf irgendwelche inhärenten Konstrukte.

Mangel oder Vorteil? - Wer weiß ... Mal so und mal so vielleicht ...

Vielen Dank für deine erhellenden Gedanken und den freundlichen Zuspruch!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #3 am: Februar 28, 2019, 11:23:47 »
Hi Erich,

das Reimschema fiel mir auch sofort auf, und ich dachte, du experimentierst mal.

Ein fein beschriebenes Erleben (visuell und akustisch) der Natur von exponierter Stelle aus. Silberschimmer zeigen die Gräser ja, wenn der Wind die Ähren in einen bestimmten Winkel zur Sonne stellt. Ist auch ein Platzwechsel der Zweige im strengen Sinn nicht möglich (nur ein Überkreuzen), so gefällt mir das Bild vom Tausch doch gut als ein Auftakt zu dem Tal, das dann beim Übergang vom nebligen zum sonnigen seine Miene wechselt.   

Sehr gern gelesen.

LG g
« Letzte Änderung: Februar 28, 2019, 11:42:42 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #4 am: Februar 28, 2019, 16:39:36 »
Hi Gum!

Streicht der Wind durchs Gras, ändert sich dort der Winkel des Lichteinfalls auf die Oberflächen, und das gebogene Gras erscheint dem Betrachter dunkler oder heller, je nach Winkel und Sorte. Wenn diese Böen weiterwandern, wirken sie im Gras wie wandernde Wogen.

Vielen Dank für das Echo!  :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: November 05, 2021, 17:49:03 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Auf dem Hügel
« Antwort #5 am: M?RZ 12, 2019, 17:21:44 »
lieber Erich,
über das gekonnte Handwerk dieses Gedichtes wurde zu recht schon einiges gesagt, dem ich mich gerne anschließe. Zum Inhalt:
ein liebender Beobachter ist hier Teil der Natur, sehr nah. So nah, dass er sogar das Blinken des Grases wahrnimmt.
Die Natur als Selenheiler, als Kamerad in einer gestressten Welt.
Sehr gerne gelesen. Ein Genuss!
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #6 am: M?RZ 12, 2019, 20:18:36 »
HI Agneta!

Vielen Dank für das positive Feedback!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #7 am: M?RZ 15, 2019, 22:30:55 »
Lieber Erich,

es ist ein Genuss diese Verse zu lesen und dabei zu spüren, wie gut und nachvollziehbar du deine Eindrücke und Empfindungen vermitteln kannst.

Sehr gerne habe ich dieses Gedicht mehrfach gelesen.

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #8 am: November 05, 2021, 17:50:18 »
Hi Curd, o seltener Gast!

Hier habe ich dich wohl damals übersehen. Nachträglich herzlichen Dank für deine Lobesworte!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #9 am: November 06, 2021, 09:06:13 »
Hi Erich,

Was soll ich sagen?
Ich stehe mit dir auf der Wiese und bin verzückt.
Du hast das windbewegte Gewoge der Gräserwellen berührend eingefangen.
Gänsehautmoment! Danke dafür!😘

Lg, larin

Erich Kykal

Re: Auf dem Hügel
« Antwort #10 am: November 06, 2021, 11:27:40 »
Hi larin!

Alte Schätze neu entdeckt - ich merke mit der Zeit, dass ich im Lauf der Jahre so manche Werke nicht letztkommentiert hatte, wahrscheinlich, weil damals mein aktives Schwergewicht in einem anderen Forum lag und ich viel öfter dort zugegen war. Jetzt allerdings kommt mir dies zugute, denn ich kann die Oldies immer wieder mal liften, wenn ich selbst gerade nix Neues schreibe, ohne mich eines Doppelposts schuldig bekennen zu müssen!  ;) :)

Vielen Dank, dass du vorbeigeschaut hast! Und danke für dein Entzücken und die Gänsehaut!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.