Autor Thema: Deutsche Spaßgesellschaft  (Gelesen 1277 mal)

hans beislschmidt

Deutsche Spaßgesellschaft
« am: Oktober 04, 2021, 11:21:13 »
Deutscher Comedypreis 2021
Bezeichnenderweise standen alle Comedians in Diensten der Öffentlich Rechtlichen, wie auch die herrschaftlichen Ausrichter und GEZ Kassierer.
Gekannt habe ich keinen, außer die Ehrenpreisträgerin Maren Kroymann, die sich nicht zu schade war für diesen Staatsfrohsinn das Gesicht in die Kamera zu halten. Was war das denn? Folgen von Altersmilde?

Bemerkung am Rande ... Nach vielen Jahren Kleinkunst, acht Programmen und Komödien habe ich 2017 beschlossen mich an diesem Spaßschematismus nicht mehr zu beteiligen, denn nur Witzerzählen war mir zu blöde. Es hätte durchaus kabarettistische Themen gegeben aber spätestens nach Uwe Steimles Rauswurf beim mdr war klar, der Mainstream war fest in Gutmenschenhand und Spott über eine schief sitzende Burka oder Halal in der Mensa war seit 2017 ein No Go.

Ich hab dann noch ein paar mal Dieter Nuhr gesehen und danach kein öffentliches Fernsehen mit ihren gekrönten Zirkuspferden mehr angeschaut.
Angesichts der Spaltung der Gesellschaft, der steigenden Kriminalität, der Unfähigkeit Täter abzuschieben, der Verordnungswahn bei den Coronamaßnahmen, dem Organversagen in Afghanistan, habe ich mich gefragt ... "wie kann man in diesem Desaster überhaupt Comedy machen?" Ganz klar, weil es der Sender so will und es finden sich stets neue Gesichter, die dankbar um diese einmalige Karrierechance sind. Als regelmäßiger Zuschauer von Mitternachtsspitzen, den frühen Folgen Neues aus der Anstalt, ist mir das Interesse abhanden gekommen und in der Böhmermann Spaßwelt hab ich nichts zu suchen. Auch die hochgezogene Augenbraue der Slomka-Betroffenheitswelt oder die arrangierten Will-Maischberger Senderfüllsel sind mir ein Graus... dann lese ich lieber ... und schreibe ab und zu ein Gedichtlein.

Die Welt wird jetzt nach der Wahl noch mehr nach links rutschen und die Tage der alten weißen Männer sind endgültig gezählt. Oder glaubt jemand ernsthaft daran, dass wir noch jemals zu einem realitätsbewußten Leben mit Freiheit im Denken und Tun zurückkehren?  Für einen linken Konservativen ist die adaptierte Kunst  jedenfalls gegessen.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Deutsche Spaßgesellschaft
« Antwort #1 am: Oktober 04, 2021, 11:59:16 »
Hi Hans!

Mit einigen deiner Argumente gehe ich konform, wie zB das unselige Gutmenschendiktat zur "political correctness" um jeden Preis, dieses "Bloß nirgendwo anecken-Trauma", das sie uns verpasst haben! Auch das internationale Versagen in Afghanistan, das wirklich JEDER mit Anlauf hätte vorhersagen können, ist ein Schandmal auf dem Bierdeckel des "zivilisierten Abendlandes".
Es beweist aber nur erneut die seit jeher gültige Scheinmoral in Sachen Mitmenschlichkeit: Wenn#s nix bringt und zuviel kostet, ist Ende Gelände mit der Erziehung eisenzeitlicher Kulturen zu moderner Zivilisation!

Andererseits meine ich - bei aller möglichen Problematik mit Fanatikern, Schmarotzern und Anpassungsunwilligen= Kulturkomplexlern unter den Noch-Ausländern, was ich alles nicht in Abrede stellen will, wenn auch nicht in dem von dir unterstellten Ausmaß - dass du mitunter zu eng fokussiert durch die Angst- und Antipathiebrille guckst.

Und wenn die "alten weißen Männer" es innerhalb von Jahrzehnten nicht auf die Reihe gekriegt haben, die Welt nachhaltig zu verbessern, dann gehen sie veilleicht zurecht unter. Obama hat gezeigt, dass auch alte schwarze Männer Gutes tun und Fehler machen - wo liegt also der Unterschied?
Nein, es sind nicht die alten Männer, die sich die Macht eneignen, sei es durch Volkswille oder Zwang, die sind immer nur ein Symptom ihrer Zeit oder der menschlichen Dummheit und Manipulierbarkeit im Allgemeinen - es sind immer die Menschen selbst, die letztendlich den Weg gehen, den sie verdienen! Auch ohne ihn gesucht zu haben. Eine Frage von Folgerichtigkeit und Konsequenz.

Der Comedian ist die erklärte Quotenschlampe der Medien, er hat ja auch keinerlei aufklärerisches oder gesellschaftskritisches Bedürfnis. Der Kabarettist, der sich in den Medien etablieren will, muss immer eine Gratwanderung hinlegen: Krtisch genug, um noch interessant zu sein für ein kritisches Publikum, aber angepasst und umgänglich genug, um die konservative Mehrheit nicht zu verstimmen. ein Dieter Nuhr macht das ganz gut, finde ich.
Natürliuch darf man im TV keine wirklich deftigen Wahrheiten erwarten - zumindest nicht, wenn man intelligent genug ist, die entsprechenden Hintergründe zu verstehen. Und viele dieser Deftigkeiten atmen ja leider auch schon - je nach politischer Ausrichtung - ein gewisses Ausmaß an exkludierendem Fanatismus und einseitiger Betrachtung. Kurz, man könnte ihnen Extremismus unterstellen.

Und zu deiner Definition: Ich sehe einen klaren Unterschied zwischen Comedy und Kabarett: Ersteres will nur die Leute bespaßen, letzteres hat einen belehrenden, informierenden oder zumindest philosophischen Anspruch. Ich unterscheide da sehr genau.
Und dass es bei Sendern einzig um Quote geht und wie man sie steigert oder zumindest stabil hält, muss nicht verwundern - wer da allzu kritisch auftritt und Sendersympathie kosten könnte bei der verdummten Mehrheit der betäubten Glotzer, wird konsequent abgesägt, keine Frage. Der "Spaßschmatismus" (Danke für diese geniale Wortschöpfung!  :D) ist dort ein wirtschaftlicher Faktor, keine bösartige Unterschagung von Wahrheit.
Wer ehrliches Kabarett machen möchte, muss es eben so machen, wie es immer schon war: An Orten, wo sich die Leute, die sich aufrichtig dafür interessieren, auch selbst hinbemühen, um einen live zu erleben!

LG, eKy
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