Hi Gum!
Das ist ein schönes Gedicht!
Und es regt mich (mal wieder) dazu an, die Gedanken schweifen zu lassen (man sehe es mir nach).
Jedenfalls ist die Liebeslyrik wohl eine der beliebtesten Gattungen - gerade unter "nicht-professionellen" Schreiben. Wahrscheinlich, weil hier aus unmittelbarem inneren Antrieb geschrieben wird - in der Regel entweder, um sich Liebeskummer von der Seele zu schreiben, oder aber, um die Angebetete zu beeindrucken (im zweiten Fall habe ich absichtlich kein Gendering vorgenommen, weil die "Beeindruckungslyrik" (doofer Ausdruck - ob ich noch was Besseres finde?) nach meiner Erfahrung fast nur von heterosexuellen Cis-Männern verfassst wird, meistens solchen etwas jüngeren Lebensalters und/oder etwas eingeschränkter Lebenserfahrung.
Die Koinzidenz von in der Regel nicht besonders begabten (oder zumindest: erfahrenen) Schreibern und hohem Schwierigkeitsgrad von Liebeslyrik führt zumeist zu äußerst bedauerlichen Resultaten. Und selbst erfahrene Schreiber müssen in dieser Gattung ihren technischen und gedanklichen Besteckkasten mit Umsicht nutzen.
Nur eine Subkategorie der Liebeslyrik ist noch einmal schwieriger als die Liebeskummer- und die Pfauenradlyrik (das gefällt mir schon besser als der Terminus Beeindruckungslyrik). Diese Kategorie der höchsten Schwierigkeitsklasse ist die Schilderung der körperlichen Liebe. Selbst die absoluten Meister des Fachs sind hier zuhauf gescheitert oder haben gleich die Finger davon gelassen (Feiglinge!).
Ein beeindruckendes Beispiel in dieser Kategorie ist m. E. Après l'amour von Durs Grünbein (
http://www.planetlyrik.de/joachim-sartorius-zu-durs-gruenbeins-gedicht-apres-lamour/2020/04/), der btw. so einiges Bleibendes auf dem Gebiet des Sexus geschaffen hat. Oder, um die Sprache einmal zu wechseln, ein Beispiel vom unsterblichen E. E. Cummings: May i feel said he (
https://allpoetry.com/may-i-feel-said-he).
Das Problem von sexueller Lyrik von Laien ist, dass entweder verdruckst um den heißen Brei herumgeschwafelt wird und dabei ein schwitzig-schwiemeliger Schwulst herauskommt oder aber durchgezogen wird, was wahlweise in präpotenten Geschmacklosigkeiten oder ziemlich freudloser Pornographie resultiert. Und auch bei dem Versuch des Mittelwegs lauern die Gefahren von verkitschten Softpornofantasien oder peinlicher Selbstentblößung. Und doch: Mit den Schwierigkeiten wachsen auch die Mittel und Wege! Der Versuch soll weiter gewagt werden!
Deine schönen Zeilen, lieber gum, machen Mut auf diesem Weg! Denn Du hast in Deinem Gedicht die wichtigste Zutat untergebracht, die beim Besingen körperlicher Liebe alle Not wendet: Den Humor!
Sehr gern gelesen also!!!
LG!
S.