Wir treiben alle, mutig oder bebend,
durch unser Zeitenteil, und manche wachsen,
nach dem ersehnten Höheren sich hebend,
verwandt dem instinktiven Zug von Lachsen,
im engen Fließen nach der Quelle strebend,
in die Behauptung eines Sinnkonstruktes
am Kreuzungspunkte aller Weltenachsen,
und Hörensagen, Predigt und Gedrucktes
lässt das Erträumte ins Gewusste wachsen,
wie Werbung für die Güte des Produktes.
Man heißt es Überzeugung oder Glaube,
sei es auf Kirchenbänken, auf Kongressen
der 'einzig richtig handelnden Partei' -
man sucht nach Süße in der sauren Traube,
dass wir am Ende tot sind und vergessen,
egal, wie prägend unser Eindruck sei.
Wir wollen, scheint's, nicht mit dem Bilde leben,
dass alles flüchtig sein muss und vergeblich,
der Mensch in seinem Nehmen wie auch Geben
bedeutungslos verbleibt und unerheblich -
so keltern wir den Geist aus schlichten Reben,
der uns berauschend eine Welt bestätigt,
darin wir ewig währen nach Geboten,
beurteilt nach den Werken, die man tätigt,
und alles unterdrücken, was verboten
vom großen Lenker unsre Neugier nötigt.
Erstarrte in Gehorsam und Beharren,
gefangen in der selbst erdachten Bindung,
verfallen wir dem Sog der Litanei,
verkommen wir zu frömmelnd stumpfen Narren,
Fanatikern im Lichte der Verkündung,
dass der Gedanke einzig wirklich sei.
So pressen gar wir die geliebten Kinder
gewaltsam in die Form, die als gegeben
wir anzunehmen lernten, so wie Rinder
ergeben mit dem Ruf des Treibers leben,
als wüssten sie sich untertan und minder.
Wir hören nicht auf ungeliebte Stimmen,
die uns ein Anderes als das erklären,
was wie der Honig zählt beim Volk der Immen:
das einst Begriffene muss ewig währen,
sei es im Guten oder in Ergrimmen!
Wie lange noch, bis wir vereint erkennen,
dass die Natur, das Universum dauern -
ganz ohne die Behauptung eines Sinnes?!
Dass wir vergeblich 'für die Sache brennen'
im blind erklärten Schutze enger Mauern,
und ohne Möglichkeit des Neubeginnes!?
Es werden Jahrzehntausende verstreichen,
eh sich der Mut zu jener Einsicht findet,
dass wir mit den Konstrukten nichts erreichen,
die unser Fürchten um die Kreise windet,
in denen wir die Wirklichkeit umschleichen.
Bis wir als Art begreifen, dass das Sterben
das Ende dessen ist, was wir bedeuten.
Wir mögen Gut und Geistesgut vererben,
als könnten wir in Ewigkeit uns häuten,
egal, was wir an Unschuld so verderben,
doch letztlich bleibt nur jene eine Bühne,
auf der wir spielen, länger noch bestehen:
Materie in kalter Entropie.
Da hilft kein wundes Beten, keine Sühne,
kein Manifest politischer Ideen:
Wir sind, so lang wir leben – oder nie.