Herzlichen Dank Euch allen für die Kommentierung!
@Erich: Vielen Dank für die Zustimmung. In der Tat sind es vorwiegend die rechtesten Kreise, die hier Angst schüren und Angst für ihre
inhumanen "Lösungen" nutzen wollen. Zwar hat Agneta zu Recht auf berechtigte Ängste vieler Menschen hingewiesen, die gewiss nicht den Faschisten zuzurechnen sind, aber der Rechtspopulismus nutzt die Massenflucht aus den ärmsten und von Krieg heimgesuchten Ländern ungehemmt für seine Propaganda.
Was macht die Politik? Sie zahlt Milliarden an solche Diktatoren wie Erdogan, nur um als Gegenleistung die Beihilfe zur Abschottung Eurpopas einzukaufen. Sie duldet Elendslager, die jeder Menschlichkeit Hohn sprechen und schickt ihre Schiffe (Frontex) vorgeblich um Schleuserkriminalität zu unterbinden, faktisch aber werden Flüchtlinge zurück getrieben, z.B. an die lybische Grenze. Seenotretter werden als Kriminelle behandelt.
@gummibaum: Den historischen Hintergrund, den Du beschreibst, setze ich unter Gebildeten als bekannt voraus. Es ist nicht meine Absicht mit
den Versen die frühere Freiheit der Meere zu besingen. Es geht mir darum, dass die Meere, die in der Tat auch früher nicht für alle "frei" und Reichtum bringend waren, zur Abschottung der europäischen Grenzen benutzt werden, wobei in zynischer Weise der Tod von Menschen in Kauf genommen wird, die zu Hunderten ertrinken. Diese unglaubliche Haltung der Politik im wohlhabenden Europa soll durch das Gedicht herausgestellt werden und als nicht hinnehmbar benannt werden. Zudem ist es historisch erwiesen, wie Du selbst heraus gearbeitet hast, dass unsere "Überlegenheit", unser Reichtum, sich nicht nur unserer Tüchtigkeit unserem Fleiß verdankt, sondern zum Teil eben auch der systematischen Ausbeutung der Länder, aus denen die Menschen nun fliehen. Bis heute arbeiten wir mit korrupten Politikern zusammen, Hauptsache, es entstehen daraus gute Geschäfte für uns. So wie wir auch zu den großen Waffenlieferanten zählen, die in den militärischen Konflikten eingesetzt werden, vor denen die Menschen dann fliehen müssen.
@Sufnus: Wenn ich dich richtig verstehe, dann meinst Du, das "wir" des Gedichtes mit seiner moralischen Anklage, das andererseits keine
Antworten auf die aufgeworfenen Fragen liefert, würde die poetische Qualität des Textes sehr mindern.
Das lyrische Ich sieht sich als "wir" historisch wie auch aktuell als Teil der Probleme, vor denen die Menschen fliehen. Es könnte ein ganzes Essay geschrieben werden oder auch ein Sachbuch, die belegen würden, dass "wir" in der Tat, ob wir wollen oder nicht, durch die wirtschaftlichen und politischen Machtstrukturen verwoben sind mit dem Elend, vor dem die Menschen verzweifelt fliehen. Wenn wir z.B. ein textiles Schnäppchen kaufen, ohne uns zu fragen, ob die Herstellung in den Billigstlohnländern unter fairen Bedingungen geschieht, dann profitieren wir von der Armut der Produzenten.
Ja, das lyrische Ich, wie auch die Autorin, können keine Lösung vorweisen. Ist es darum schon opportun einen Text abzulehnen, der auf das tödliche Drama und das Unrecht vor unseren Grenzen hinzuweisen versucht? Ich denke, das würde wiederum auf eine zynische Konstruktion hinauslaufen. Nur wer eine Lösung parat hat, darf gegen eine Menschenrechtsverletzung demonstrieren.
@Agneta: Ja, die Integration fremder Kulturen, ist sehr schwer zu leisten. Aber sie ist möglich. Dafür kenne ich persönlich Beispiele. Sie gelingt aber nicht da, wo Menschen kaserniert werden, keine Arbeitsmöglichkeiten haben und kaum Kontakt zu der Gesellschaft, in die sie hineinwachsen möchten.
Ich denke auch nicht, dass wir alle Flüchtlinge aufnehmen können. Die Flüchtlingsursachen zu bekämpfen, kann aber nicht heißen, Alibigelder an Politiker in korrupten politischen Systemen auszuzahlen. Die Gelder müssten viel mehr in sinnvolle Projekte fließen, z.B. über NGOs. Schuldenerlasse und faire Weltmarktpreise für die Produkte von Entwicklungsländern wären auch eine gute Sache, denke ich. Früher war ich der Meinung, Entwicklungshilfe, die aus unseren Steuern gewährt wird, käme wirklich der Entwicklung in den ärmsten Regionen zugute. Doch durch Recherchen habe ich erfahren müssen, dass z.B. große Konzerne Gelder aus diesem Topf erhalten, dafür, dass sie menschliche Arbeitsbedingungen gewähren, was sie meiner Meinung nach ohnehin tun sollten und tun könnten. Es würde ihre Gewinne nicht auffressen sondern nur geringfügig absenken!
Die Kommentare zeigen, meiner Meinung nach, dass der Text eigentlich genau das tut, wofür ich ihn geschrieben habe. Er provoziert Fragen und hoffentlich auch Nachdenken über das Elend, dem wir zuschauen, als ginge es uns nichts an.
Herzlichen Dank nochmals Euch allen, AlteLyrikerin.