Hi Gum!
Sehr sehr berührende Zeilen - Du weißt Prägnanz mit Eingängigkeit und Zugewandtheit zu verbinden!
Lieben Dank für dieses schöne Werk!
Den obigen Interpretationen weiß ich kaum etwas hinzufügen - im Hinblick auf eKys Hinweis, dass das Wissen um die Dürftigkeit menschlicher Existenz womöglich gerade die Sinne für den Genuss zu schärfen vermag, denke ich an die Lyrik des 30-jährigen Krieges, als es Leid im Überfluss gab und (neben den ganzen Jenseits-süchtigen Versen) auch die wohl bis dato sinnlichsten und genussfreudigsten Gedichte in deutscher Sprache verfasst wurden.
Auszug aus Carpe diem von Opitz:
[...]
Worzu dienet das Studieren
als zu lauter Ungemach?
Unter dessen läuft der Bach
unsers Lebens, das wir führen,
ehe wir es inne werden,
auf sein letztes Ende hin,
dann kommt ohne Geist und Sinn
dieses alles in die Erden.
Holla, Junger, geh' und frage,
wo der beste Trunk mag sein,
nimm den Krug und fülle Wein.
Alles Trauern, Leid und Klage
wie wir Menschen täglich haben,
eh' uns Clotho fortgerafft,
will ich in dem süssen Saft,
den die Traube gibt, vergraben.
Kaufe gleichfalls auch Melonen
und vergiss des Zuckers nicht;
schaue nur, daß nichts gebricht.
Jener mag den Heller schonen,
der bei seinem Gold und Schätzen
tolle sich zu sorgen pflegt
und nicht satt zu Bette legt;
ich will, weil ich kann, mich letzen.
[...]
LG!
S.