Hi Hans!
Danke für deinen Beitrag, der bestätigt, was ich aussagen will. Was mich so traurig an alledem macht, ist eigentlich bloß, dass all das innerlich Gesammelte mit dem Tod verloren gehen muss, da es als Metaebene zur Realität nur für das lebendige, denkende, fühlende Subjekt von Bedeutung war. All die Erfahrungen und Erinnerungen eines Lebens, und was es aus uns gemacht hat und wie es uns definiert - alles vergeht.
Unsere Möglichkeiten, uns über diese unsere geistig-ideelle Metaebene auszutauschen, sind sehr begrenzt: Literatur, Tondokumente, Filme, Journalismus, moderne Medien. Und es sind immer nur kleine Einblicke ins innere Universum von anderen, Detailausschnitte, Brosamen. Und trotz dieser Begrenztheit und eingedenk der Unmöglichkeit, sich in seiner Gesamtheit weiterzugeben, versuchen wir es - beinahe verzweifelt - dennoch, die Welt um uns und nach uns zu beeinflussen, zu leiten, sie an uns zu beteiligen, selbst wenn es nur ein schwacher Schatten dessen ist, woran wir glaubten und wofür wir brannten, und was wir durchlitten, um die sein oder werden zu können oder zu müssen, die wir sind.
Gäbe es ein Leben nach dem Tode, solch ein Streben wäre unnötig, der Trieb nicht existent. Warum hätte ein Gott - so es ihn gibt - uns diesen Drang dann "einprogrammieren" sollen? Wenn wir es also dennoch versuchen, beweist es zumindest unsere seit je evidenten Zweifel an den religiösen Bedürfniskonstrukten über Paradiese oder Nirwanas, denn wären wir absolut davon überzeugt, wir versuchten kaum, uns dauerhaft über den Tod hinaus in Erinnerung und Kulturgedächtnis unseres Lebensumfeldes zu verankern!
Dieses Sehnen danach, dass "etwas von uns bleiben möge", sozusagen die kleinstmögliche Form der Unsterblichkeit, hat uns schon immer motiviert, seit wir Bilder in Steine kratzten oder Höhlenwände bemalten.
Und darum geht es denn auch letztendlich bei alledem: Das Verlangen danach, weiter zu existieren, ewig zu dauern, nicht altern und verfallen zu müssen. Im Gegensatz zu den meisten uns von Kindesbeinen an aufgedrängten Religionen und Philosophien kann ich an diesem Drang nichts Verwerfliches oder Unbescheidenes erkennen. Indes, die Biologie und Physik unserer Welt verbietet dies, und unsere Wissenschaft wird bestenfalls erst in Jahrhunderten nennenswert lebensverlängernde Lösungen dafür finden.
Und warum dieser Drang? Weil wir wissen, wieviel verloren geht, wenn wir gehen. Nicht Egoismus oder Verlangen nach etwas, das uns laut schicksalsergebener Einflüsterung gängiger Moral nicht zustünde, sondern weil wir uns nicht mit dem Gedanken abfinden wollen, dass all die Mühe der angesammelten Lebenserfahrung letztlich vergeblich gewesen sein soll, bestenfalls verkrüppelt weitergebbar und mit dem Ende obsolet, verschwunden aus der Welt.
Dieses kalte Damoklesschwert absoluter Bedeutungslosigkeit für das Universum, das von Geburt an über jedem denkenden sterblichen Wesen hängt, macht uns zu Träumenden. Wenn wir schon keine Elben, Elfen, Engel, Superhelden, Götter oder Geistwesen sein können, dann erfinden wir sie eben, um sie an unser statt ein Leben in Weisheit und Unsterblichkeit haben zu lassen ...
LG, eKy
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PS:
U.a. noch unkommentiert:
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