Autor Thema: Laden dicht  (Gelesen 897 mal)

hans beislschmidt

Laden dicht
« am: Februar 18, 2021, 12:52:25 »
Laden dicht

Elmar hatte irgendwann genug,
seine Kneipe dunkel und verstaubt.
Letzte Woche sprang er vor den Zug,
an Hilfe hat er nicht geglaubt.

Das Casa Blanca gibt's nicht mehr,
die Pizzeria längst gepfändet.
Der Laden dicht, die Küche leer
und Gino unterm Dach geendet.

Irgendwann, ihr feigen Säcke,
kriegt ihr den Lohn für euer Schweigen,
dann saust der Sturm durch EURE Fräcke,
das macht der Zorn sich so zu eigen.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

AlteLyrikerin

Re: Laden dicht
« Antwort #1 am: Februar 19, 2021, 12:39:25 »
Lieber Hans,

die ersten zwei Strophen beschreiben das was ist, in der passenden Sprache, finde ich. Das hat mich sehr angesprochen, und es muss auch gesagt werden, denn wer gibt solchen Opfern sonst eine Stimme. Die Schlussfolgerungen teile ich nicht, denn ich bin für gewaltlose Widerstandaktionen.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Laden dicht
« Antwort #2 am: Februar 19, 2021, 12:51:59 »
Hi AL!

Da wirst du bei unserm Beisl auf Granit beißen - er ist einer von den hans Garten ... - äh, ganz Harten! Einer von den Hansfesten ... - äh, Handfesten!  ;D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Laden dicht
« Antwort #3 am: Februar 20, 2021, 13:55:32 »
Ihr Lieben, es gibt hier so viele schöngeistige Werke von klugen Menschen, da sollte auch Platz für ein Krokodil sein. Wie Erich richtig erkannt hat, gibt's bei mir kein Gemunkel, wenn es um Verletzung des Gleichheitsprinzips und Rechtsbeugung geht. Ich stehe bekanntermaßen nicht an der Seite von Teddywerfern, Balkonklatschern und Schlafschafen hinter Plastikscheiben. Ich schreibe für die Kollegen aus der Gastro und Kulturszene, denen das Wasser bis zum Hals steht und zwei haben sich schon tatsächlich umgebracht.
Ich wünsche mir, Thema Fracksausen, eine unabhängige Judikative, die diesem Unrecht ein Ende setzt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht, wobei ich mich frage, warum der FDP Vize Wolfgang Kubicki nicht schon früher den Mund aufgemacht hat.
Ich danke für euer Interesse und wünsche euch ohne astrales Gefunkel  ;D klare Kante und ein schönes Wochenende.
Gruß vom Hans
.

https://www.berliner-kurier.de/politik-wirtschaft/offener-rechtsbruch-das-sind-die-reaktionen-auf-die-lockdown-verlaengerung-li.139145
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Rocco

Re: Laden dicht
« Antwort #4 am: Februar 20, 2021, 14:30:22 »
Hallo Hans,

in deinem obigen Kommentar hast du etwas sehr kluges getan, du hast offenbart, für wen du schreibst. Du gibst zu erkennen, auf welchem Standpunkt du stehst. (Standpunkt meine ich wortwörtlich: dein gesellschaftlicher Standpunkt, von dem du aus alles überblickst. Zumindest, so weit dein Auge reicht.)

Wenn alle, hier im Forum, ehrlich sind, tun sie auch nichts anderes. Auch sie haben ihre Standpunkte und schreiben für jene, die in ihrem Blickfeld sind.

Ich, zum Beispiel, habe ein kleines Unternehmen mit Fahrern. Bei mir läuft alles gut. Entsprechend meine Gelassenheit. Ich kann mich auf meinem Sofa zurücklehnen, und, wie es so schön heißt, Gott einen guten Mann sein lassen.

Aber, lieber Hans, spiele ich das gegen irgendwen hier aus? Hast du von mir ein: entweder-oder gehört?

Meiner Ansicht nach bietet ein Forum Platz für die unterschiedlichsten Standpunkte. Und wenn man bestimmte Meinungen nicht hören will, auch gut. Unser Forum hält mehrere Stimmen bereit. Jeder so, wie er will und mag.

Ich habe, auf meinem Sofa, gut reden - nicht wahr? Aus dem Grunde bin ich für andere Meinungen offen. Ich mag es, mehrere Ansichten zu hören. Das erweitert den eigenen Horizont.

Tu, was du für richtig hältst. Mit deinem: entweder-oder bist du aber auf dem Weg in eine Sackgasse. Als Chef einer kleinen Firma sage ich: Lösungen bringen mehr, als Gewalt.

Ich akzeptiere dein Gedicht, wie es ist. Denn es ist deine Sicht auf die Gesellschaft. Es liegt an jedem selbst, ob er offen sein will oder nicht.

Es braucht weder Kasper noch Krokodile. Die Realität veranstaltet genug Theater.

Das war meine Couchpredigt zum heutigen Samstag.

Rocco
« Letzte Änderung: Februar 20, 2021, 16:18:11 von Rocco »
"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher

hans beislschmidt

Re: Laden dicht
« Antwort #5 am: Februar 20, 2021, 18:01:34 »
Lieber Rocco,
Man hat ein Leben lang viele Optionen.
Welche Ausbildung, welcher Partner ... alles ist teils offen, teils geplant, teils spielt der Zufall eine Rolle. Wenn im Leben jedoch ein Zeitpunkt kommt, wo alles den Bach runtergeht: - Beruf, Eigenheim, Altersvorsorge und nix mehr zu Fressen im Haus. Frau und Kinder stürzen von heut auf morgen in ein tiefes Loch,  dann ist Schluss mit lustig. Dann gibt es nur noch eine Option und zwar die nach vorne, aufstehen und sich wehren. Vor allem, wenn sich die Entscheider im Home Office oder hinter Glasscheiben dich in der Telefon Hotline aushungern lassen. Dann ist da noch die Duldsamkeit der Schlafschafe mit ihrem saudummen Fatalismus, dass diese Maßnahmen notwendig wären und dabei schauen sie ungerührt und mitleidlos zu wie Zigtausende um Hab und Gut gebracht werden. Deshalb, genau deshalb muss die Lösung klar und eindeutig definiert sein und Ross und Reiter nennen.  Nachdem ich 38 Jahre in dieser Branche selbstständig war, drei Restaurants und zwei Kleinkunstbühnen hatte, bin ich heilfroh den Absprung geschafft zu haben. Ich könnte mich auch in meinem Häuschen im Grünen zurücklehnen aber ich könnte kotzen, wenn ich so eine ignorante Politik von Hohlköpfen mit der passenden Wählerschaft sehe.
So, das war mein Wort zum Sonntag ... ;D ;D
Danke für deinen Kommentar Rocco.
Gruß vom Hans
.
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« Letzte Änderung: Februar 20, 2021, 18:05:56 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Agneta

  • Gast
Re: Laden dicht
« Antwort #6 am: Februar 20, 2021, 23:43:12 »
ich verstehe deinen Zorn, Hans, denn es läuft tatsächlich unglaublich schräg. Die großen Konzerne VW und Daimler haben Gewinn gemacht, das Kurzarbeiter-Geld aber genommen. Die kleinen bekommen nichts. Es stimmt nicht, was der dicke Altmaier sagt, es ist längst nicht alles ausgezahlt ( ca 50 Prozent nicht)und das bricht manchem das Genick. Ich finde das schlimm. Letztens sah ich einen Bericht über ein Lokal, wo die Stammkunden gespendet haben. Sowas würde ich auch tun, aber meine Stammlokale sind weit weg, seitdem ich hier wohne. ich bestelle aber öfter bei dem Türken hier was oder der Pizzeria, damit sie bleiben.
Ich selbst habe keine finanziellen Probleme, weil ich seit einem Monat Rente bekomme. Vorher war ich selbstständig. das hätte ich auch nicht überlebt. Kann es also gut nachfühlen.
Dass die MP s alles bestimmen und machen, was sie wollen, das ist unmöglich. Auch dass Laschet bestimmt hat, dass junge Menschen nur Astra Zeneca bekommen, ist genauso unmöglich. Dass alles immer alternativlos sein soll, ist Merkels Credo, mit dem sie ihre Regierungsfauxas ummäntelt. Es gäbe Alternativen. Testen kostenlos, Schulen und Kitas auf, Sonderbusse für Schüler, ect, ect, aber dazu ist man zu dumm oder zu geizig.
Es geht doch nicht, dass nach Corona neben tausenden von Toten nur Ruinen bleiben...
Ich denke nicht, das hans hier zur Gewalt aufruft, sondern eher eher ein Sichwehren meint bei der Bundesagwahl mal was anderes zu wählen als die Merkelpartei...LG von Agneta
« Letzte Änderung: Februar 20, 2021, 23:45:17 von Agneta »

hans beislschmidt

Re: Laden dicht
« Antwort #7 am: Februar 24, 2021, 09:06:15 »
Danke Agneta, Welt, Zeit und Zweifel verändern sich. Voraussetzung dafür ist, dass man direkt daneben steht, Gesichter erkennen kann und das Brennglas im richtigen Abstand hält. Da scheinen wir einen ähnlichen Blickwinkel zu haben.   ;D Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)