Autor Thema: Wollt ihr den totalen Lauterbach?  (Gelesen 1127 mal)

hans beislschmidt

Wollt ihr den totalen Lauterbach?
« am: Januar 05, 2021, 12:11:59 »
Wollt ihr den totalen Lauterbach?

Von Künstlern und Kollegen höre ich des öfteren, 《ich will mein Leben wieder zurück oder ich will wieder arbeiten》. Wer möchte das nicht und alles klammert sich an den Impfstoff, der demnächst alle Probleme lösen wird. Diese Hoffnung ist zwar verständlich aber auch naiv, wenn man den bereits angerichteten Flurschaden betrachtet. Die Schuldigen an der Misere sind auch schnell ausgemacht. Es ist die Gegenseite, die Unvernünftigen, die Coronaleugner, die egoistischen Partygänger, die asozialen Wintersportler, die überforderten Gesundheitsämter usw.
Das ist aber nicht ganz richtig oder nur die halbe Wahrheit, denn es sind WIR alle und es wird mit oder ohne Lock Down auf sehr lange Zeit kein zurück zum Normalfall geben.

Selbst wenn die meisten von uns geimpft sind, wer setzt sich noch dicht an dicht in einen Konzertsaal, Kino oder Theater? Die meisten, vor allem die 50 plus, werden ihre Unsicherheit oder Befangenheit nicht ablegen und weiterhin auf Maske und Distanz nicht verzichten wollen.

Veranstalter werden, neben den Hygienemaßnahmen, auch auf geimpftes Publikum bestehen müssen. Und auch das Publikum wird auf geimpfte Künstler und Personal bestehen. Damit ist es endgültig vorbei mit der Unbeschwertheit von früher. Es wird viele Menschen geben, die deshalb aus Angst nicht mehr zu Konzerten gehen und Ungeimpfte werden solche Veranstaltungen auch künftig meiden. Nicht alle wohlgemerkt aber Künstler wie auch Veranstalter brauchen jeden einzelnen, weil sich ein Kulturbetrieb einfach nicht rechnet, wenn durch Auflagen ein 100 Personenraum auf 50 Sitzplätze reduziert wird, von denen am Ende nur 25 besetzt sind, weil die anderen zuhause bleiben.
Künstler, deren Publikum eher im gesetzten Alter ist, werden es schwer haben und dieser Zustand wird noch sehr lange andauern und es sind keine guten Aussichten, trotz Impfstoffzugang.

Warum ist das so?
Ich führe diesen Zustand auf das fortgesetzte Schüren von Angst in den Medien zurück, dem sich alles und jeder unterwerfen muss. Wehe, irgendjemand äußert Kritik oder stellt die Handlungsfähigkeit des Staates in Frage. Sicher hat ein Staat die Verpflichtung seine Bürger zu schützen aber er sollte auch dafür Sorge tragen, dass nicht ein ganzes Land in einer Angstpsychose und Insolvenzen versinkt.

Wenn der Staat wenigstens die Kunst finanziell entschädigen würde ... aber nein, die erhöhen ihre Bezüge und schmeißen andernorts die Gelder raus, (Populismus muss sein an dieser Stelle),  Insofern liegt das Versagen und die prekäre Lage der Kunst eindeutig am einseitigen Umgang mit der Pandemie.
Mag ja sein, dass alles anders kommt und alles löst sich im Sommer in Wohlgefallen auf. Satire off.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Wollt ihr den totalen Lauterbach?
« Antwort #1 am: Januar 05, 2021, 22:50:15 »
Hi Hans!

Meinungsfreiheit, Kritik an Systemen der Macht und Ordnung usw. ist etwas Gutes. Wenn aber eine Krankheit umgeht, von der man vorher nie weiß, wen sie tötet, sollte eine Gesellschaft zu einer gemeinsamen Übereinkunft gelangen, die dafür sorgt, dass auf alle Rücksicht genommen wird, um das Ansteckungsrisiko für ALLE zu minimieren.
Das nennt sich Gemeinschaftssinn, Rücksichtnahme und Verantwortlichkeit füreinander.

Wenn also Leugner sich hinstellen und ihr - und damit das allgemeine - Risiko drastisch erhöhen, indem sie rücksichtslos Masken verweigern, zusammen demonstrieren und feiern, einfach weil sie aller Welt unter die Nase reiben müssen, wovon sie überzeugt sind, dann ist das gegenüber der Gemeinschft insgesamt geradezu psychopathisch gemeingefährlich und kaltherzig! Aus politischer Überzeugung oder verschwörungstheoretischer Verschrobenheit sind sie willens, alle blindlings zu gefährden, nicht mal zugestehen wollend, dass sie sich möglicherweise irren könnten.
Ich nenne so ein Verhalten rüchsichtslos, verantwortungslos, ungemeinschaftlich, asozial und extremst dumm. Wer sich mit an die Seite dieser Egomanen stellt, darf sich nicht wundern, wenn er mit ihnen dann aich in einen Topf geworfen wird.

Der Gesamtheit der Bevölkerung fällt das natürlich auch auf, und damit haben diese Querquengler und Leugner sich quasi eigenhändig abgeschossen und unmöglich gemacht, egal, wie auch immer ihre Argumente sonst noch lauten mögen. Ihr offen empathieloses Verhalten, nur um eine politische Attitüde oder krude Überzeugung zu etablieren, die zudem so offensichtlich falsch ist für jeden, der sich noch ein wenig objektiven Realitätssinn erhalten hat, disqualifiziert sie in jeglicher Hinsicht - und nicht die erklärte Böswilligkeit von Systemen, Politikern oder Dienststellen, die laut dieser Idioten alle nur unterdrücken und fernsteuern wollen.

ich will nicht gänzlich in Abrede stellen, dass nicht alles lauter zugeht in solchen Ausnahmesituationen - so mancher kocht hier sein eigenes Süppchen und schlägt aus der Situation Kapital (was allemal mehr und initiativer ist, als nur rumzuheulen und sich laut zu beschwerden ..), und das sicher nicht immer im Rahmen von Gesetz und Moral!
Für diese Verfehlungen aber das gesamte Staatswesen oder die Staatsform zu verdammen, ist dummes Schwarz-Weiß-Denken.

Und nochmal: In solchen Ausnahmesituationen wird es immer jene geben, an die zuletzt gedacht wird, warum auch immer. Das heißt nicht, dass da keiner ist, der sich bemüht, oder der bewusst unfair oder gemein sein will! Es heißt nur, dass andere Dinge im Moment wichtiger sind als manche Einzelschicksale, und die Verantwortlichen sich nicht um alles zugleich kümmern können.
Aber man hört euch. Meines Wissens hat die Kanzlerin in ihrer Neujahrsansprache die Künstler und Kulturschaffenden als leidende Berufsgruppe sogar namentlich angesprochen. Scheinbar reicht das für manche nicht mehr, um sich noch als Teil einer größeren Gemeinschaft angenommen zu fühlen, und man hört ständig nur ätzende Klage und lautes Beschweren von ihnen, anstatt irgendeine unterstützende Idee oder Initiative.

Seltsam, dass Destruktives da so viel leichter erscheint als die Treue zu einem Staat in bösen und harten Zeiten, der einen in guten Zeiten durchaus versorgt hat.
Der Satz von Kennedy mag kitschig und pathetisch klingen, aber in solchen Zeiten wäre er hilfreich für diese schmollenden, so ach zutiefst enttäuschten Gemüter:
"Überlege nicht, was dein Land für dich tun kann - überlege, was du für dein Land tun kannst!"
Damit ist kein Hurra-Patriotismus gemeint, sondern das Gefühl einer Zusammengehörigkeit, das vielen wohlstandsverwöhnten Mitteleuropäern in den letzen Dekaden scheinbar abhanden gekommen ist!
Es gibt keine echte Volksgemeinschaft mehr - nicht auf politischer Ebene, nein, viel tiefer, ganz tief in den Herzen jener, die zu passiven Konsumenten erzogen wurden, deren Luxus sie irgendwann für so selbstverständlich nahmen, dass sie es ihren Regierungen nicht mehr zugute hielten. Sie sehen nur noch, was sie stört, nicht, was sie erhält. Und indem sie das weiter untergraben, beschleunigen sie ihren eigenen Fall!

Vieles, was du sagst, mag wahr sein - aber wo sind eure Initiativen, etwas positiv zu ändern? Eure Ideen, wie man zusammenrücken könnte, um sich zu helfen, Fall für Fall?
Ja - auch da geschieht sicher vieles, aber ein dauerndes Sichbeschweren, Schuld verteilen und Sichaufregen ist weder hilfreich noch gern gehört, wenn so viele ihre eigenen Sorgen und Probleme haben in für alle problematischen Zeiten.
Hinterher mag genug Zeit sein für die Klärung der Schuldfrage, Entschädigungen und Hilfen für den Wiederaufbau. Wer aber in für alle schlechten Zeiten dauernd brüllt: "Schaut alle mich an, wie elend ich bin! Ich habe Hilfe verdient!", macht sich wohl kaum sonderlich beliebt, egal ob er recht hat oder nicht.

Verhungern und erfrieren muss keiner, soviel ist mal klar, also macht einfach mal zur Abwechslung eure impertinenten Motzklappen zu, ihr ewigen Nörgler und Alles-mies-Seher! Wenn ihr schon nicht helfen oder auch nur Rücksicht nehmen wollt, dann seid wenigstens mal still!
Dass nicht immer alles optimal läuft im Lande, weiß jeder. Dass es fast allen dreckig geht, auch. Allerdings zu unterstellen, dass manche mit Absicht im Stich gelassen werden, weil man sie bewusst mundtot machen möchte - das entzieht sich aller Logik, zumindest wenn man sich nicht komplett einem neurotischen Verfolgungswahn anheimgestellt hat.

Ende Gelände.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Wollt ihr den totalen Lauterbach?
« Antwort #2 am: Januar 07, 2021, 14:21:56 »
Mein lieber Erich,
dein Statement hat zwar nur am Rande mit meinem Post zu tun aber ich nehme mal an, du hast im Repetiermodus einfach noch mal eine persönliche Standortbestimmung gemacht. Das ist löblich und ich habe mit großem Interesse gelesen.
Es ist sogar so, dass ich einiges unterschreiben könnte, auch wenn mir die Perspektive fremd ist. Ich denke, das hat damit zu tun, dass ein Staatsdiener eben anders gepolt ist als ein Freischaffender.
Der Staat, als Brötchengeber und Handdrüberhalter spendet allmonatlich seinen Segen und da darf er auch gefälligst ein bißchen Dankbarkeit erwarten. Dein Hohelied der Staatstreue, wenn auch mit dem Kennedyverbrecher verknüpft, ließe sich leicht als Bewerbungsschreiben für künftige Hofratsanwärter verwenden. Hehe.
Die andere Seite, die der kritischen Bestandsaufnahme  staatlichen Wirkens, wird dir weiterhin verschlossen bleiben. ;D
Aus die Maus
Gruß vom Hans 
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Wollt ihr den totalen Lauterbach?
« Antwort #3 am: Januar 07, 2021, 16:47:58 »
Hi Hans!

Ich habe einfach das ewige Gemaule satt, überhaupt und von allen Seiten. Dabei geht es mir gar nicht um den Staat als politisches Konstrukt, sondern einfach um den Umgang miteinander in einer Gemeinschaft, die und der selbstverständlich sein sollten. Leider untergraben jene, die eigennützig nicht nach Regeln spielen wollen oder können, gerade neuerdings jede soziale Übereinkunft! Verschwörungstheorien werden freiflottierend über die Netze verbreitet und finden immer mehr Dumme oder Manipulatoren, überall wird sofort Betrug oder Korruption unterstellt.

Amerika ist derzeit - besonders dank Trump - ein schönes Beispiel! Was ist nur aus dem "Land of the free" geworden! Bildungsferne Waffennarren und Prügelrassisten laufen Amok, Apotheker vernichten Impfstoff, weil das Internet ihnen eingeredet hat, es wären Psychodrogen, die die Bevölkerung gehorsam machen sollen, oder er löse genetische Mutationen aus. Blödheit und Dummheit marodieren durchs Land, und ausgerechnet ein geldgeiler cholerischer rassistischer Egomane mit goldenem Löffel im Arsch spielt sich als Retter des Wohlstands für alle auf und redet den Idioten ein, er tue alles für sie und ihre abartigen Vorstellungen von (Narren-)Freiheit und (Rasse-)Reinheit.

Noch nicht so deutlich, aber in Anzeichen bereits ähnlich der Verfall der Gemeinschaften in Europa: Innerhalb der einzelnen Staaten und Kulturen zerbrechen die Bindungen, jeder gute Stil und Fairplay. Pöbel grölt auf den Strassen, was man nicht hören will, wird niedergebrüllt, Menschen werden belästigt, zigfacher Tod geleugnet - ein allgemeiner Verlust des Realitätssinns in breiten Teilen der Bevölkerung. Diese Leute kommen mir vor wie Trunkene, die ihr Dach anzünden und das Haus abreißen, nachdem sie in alle Zimmer gepisst haben - ohne irgendeine Ahnung oder einen Plan, wo sie die nächste kalte Winternacht verbringen wollen, und das alles bloß, weil sie sich vom Tapetenmuster im Kinderzimmer persönlich beleidigt fühlen!

Viele Dumme sind des Weisen Tod ...

LG, eKy


Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.