Hi Gum!
Hier stutzte ich an diesen Stellen:
S1Z1 - Was ist unter "im Fallen aufwärts weisenden Blättern" zu verstehen? Womit weisen sie? Mit den Spitzen oder dem Stängel? Zudem fällt ein Blatt sehr chaotisch, je nach Form, Krümmung durch Vertrocknung, oder Luftströmung drum herum. Dass sie alle aufwärts weisen (wie und womit auch immer), halte ich für unwahrscheinlich. Das Bild funzt mir nicht, sorry.
S1Z4 - "-wald/Halt" ist leicht unsauber gereimt.
S1Z4 - Ein Fallen, das Halt gibt - ein Widerspruch in sich. Nach philosophischen Mabgaben ist das Bild klar, allerdings nicht physikalisch: Was den Blättern im Fall Halt verleiht, ist nämlich nicht das Fallen an sich, sondern der zufällige Ritt auf unterstützenden Luftströmungen. In diesem Zusammenhang allerdings ist der Begriff "Halt" sehr gewagt, denn es handelt sich bestenfalls um eine Illusion von nämlichem Halt, zudem extrem kurz befristet.
S2Z3 - Hier ist unvermittelt von "weiten Hallen" die Rede, die sich mir als Bild hier nicht so recht erschließen. Der Eindruck geschlossener Räume, wenn auch groß, passt nicht zum in S1 generierten Herbstbaumbild in freier Natur: Fallende Blätter (und damit auch deren Bäume) in weiten Hallen, in denen zudem genug Wind geht, um Blätter am Fallen zu hindern? Müssten echt riesige Hallen sein, wenn sie eigenes Wetter haben ...
S2Z4 - Aus Reimgründen verfällst du hier unvermittelt ins Präteritum, obwohl eigentlich ein Konjunktiv dort stehen müsste: "hielte". Weniger problematisch fände ich hier, die Reimzeile S1Z2 ins Ptäteritum zu setzen, sodass sich so ein reiner Reim ergibt: "spielte/hielte".
"Hielt" in Z4 halte ich für dahingehend problematisch, als dass es aussagt, dass dieser Höhere uns einst hielt, aber dies nun nicht mehr tut.
Dasselbe gilt natürlich auch für Z2: Mitvergangenheit hier besagt, dass die Zeit nun nicht mehr mit unserem Leben spielen würde, aber das kann man auch so deuten, dass die Zeit der Abenteuer und großen Lastwechsel als vorbei betrachtet wird, vorausgesetzt, das LyrIch spricht eine "reifere" Altersgruppe an, der es sich zurechnet. Also das kleinere Übel.
Du merkst - hier passen für mich so ziemlich alle Ecken nicht so recht und ausreichend zueinander, dass ein großes Ganzes daraus entstehen könnte. Für das von dir gewohnte lyrische Level von mir als bestenfalls durchschnittlich empfunden, und das auch nur wegen der gewohnt schönen lyrischen Sprachhabung. Sorry.
LG, eKy