Autor Thema: Gesang  (Gelesen 769 mal)

Erich Kykal

Gesang
« am: November 21, 2020, 11:51:40 »
Was erfasst mich, wenn ich singe?
Wenn ich atmend in mich dringe
und mit allem in mir schwinge?

Tiefer noch in Klang zu tauchen,
alle Töne aufzubrauchen,
um sie schmelzend auszuhauchen

macht, dass meine Widrigkeiten,
welche lauernd mich begleiten,
schweigen vor dem Überbreiten

der Musik, die mir aus Tiefen,
darin alte Träume schliefen,
und mich selten zu sich riefen,

einen Augenblick des Schwebens
gütig schenkt aus allen Lebens
großer Geste des Vergebens.
« Letzte Änderung: November 24, 2020, 19:31:57 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Gesang
« Antwort #1 am: November 21, 2020, 20:37:21 »
Lieber Erich,

sehr schön sind hier wieder Gedankenführung, Syntax und Reimform. All das spiegelt die Musik und den von Verhärtungen befreienden Gesang.

Chapeau von gummibaum


Erich Kykal

Re: Gesang
« Antwort #2 am: November 21, 2020, 20:59:48 »
Hi Gum!

Vielen Dank! Nach dem eigentlichen Gedicht, das ich heute schrieb, hatte ich noch etwas "lyrischen Dampf" übrig, und so entstand diese kleine Eloge auf das Singen. Es erfreut mich sehr, dass sie offenbar gelungen ist!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Gesang
« Antwort #3 am: November 24, 2020, 12:21:40 »
Du freust Dich zurecht! Sehr gelungen sogar, lieber eKy! :)
Ein über vier Strophen reichendes Satzgefüge, dessen grammatische Aufdröselung durchaus vom Leserhirn durchaus etwas Bemühen um Überblick einfordert!
Nur ein kleiner Typo S3Z1: Widrigkeiten.
Und mir persönlich nicht ganz so eingängig ist die Wendung vom "Überbreiten der Musik" - also sinngemäß versteh ichs durchaus, gar kein Problem, aber "überbreit" klingt bei mir mehr nach Rennreifen als nach Klangteppich und die Substantivierung zu "dem Überbreiten" wirkt subjektiv auf mich eher etwas bräsig. Vorschlag: "schweigen vor den Klanggezeiten / der Musik usw."
Sonst aber mit großem Genuss gelesen! :)
S.

Erich Kykal

Re: Gesang
« Antwort #4 am: November 24, 2020, 19:37:27 »
Hi Suf!

Jetzt musste ich doch mal lachen! Deine Deutung von "Überbreiten" in Richtung "überbreit", also wie ein Schwertransport oder so, ist sehr lustig!  ;D

Dabei ist es eine hauptwörtliche Form von "überbreiten", im Sinne von etwas über etwas anderes (aus- oder hin-)breiten. zB: "Ich breite ein Tischtuch über den Tisch".

Mein "Überbreiten" meint also, dass etwas sich überlagernd über etwas anderes ausbreitet, ausdeht. (Ja, schon klar, du hattest es kapiert, aber ich erkläre es hier extra für alle anderen Leser, falls jemand damit Probleme haben sollte)

Vielen Dank für die Worte des Lobes!  :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: November 24, 2020, 19:51:35 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.