Autor Thema: Gegengewicht  (Gelesen 1733 mal)

hans beislschmidt

Re: Gegengewicht
« Antwort #15 am: November 13, 2020, 09:35:15 »
Hi Erich ....Mir geht um den Maßnahmenkatalog innerhalb der Pandemie, nicht um die Leugnung von Covid 19. Das Gesamtmaß der Ungleichbehandlung lässt eine derzeitige Schadensbegrenzung nicht mehr zu und wird die nächsten Jahre präsent bleiben, weil 2 Millionen Menschen ohne Hilfe im Ruin fest stecken. Die gesamte staatliche Fehlleistung und die daraus resultierenden Verwerfungen sind zu umfangreich, als dass man sie hier alle  auflisten könnte. Das ist neben einer soziologischen Frage vor allem auch eine finanzielle
https://www.sueddeutsche.de/kultur/till-broenner-video-1.5097113
und genau deshalb ist es notwendig das Maul aufzureißen und die Wattebällchen gegen etwas handfesteres auszutauschen. Bleibt gesund. Gruß vom Hans
« Letzte Änderung: November 13, 2020, 09:37:46 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Sufnus

Re: Gegengewicht
« Antwort #16 am: November 13, 2020, 12:33:05 »
Ja, Hans!
Gegenhalten gegen haarsträubende Maßnahmen im Anticorona-Taumel! Und dabei dürfen auch gerne statt Wattebällchen härtere Argumente unterhalb der Molotowebene ins Spiel gebracht werden - Protestmärsche an Orten, wo es die Verantwortlichen auch mitkriegen, Sitzblockaden, Streiks - eben unterhalb einer Ebene physischer Gewalt.
Aber lass Dich doch beim Protestieren nicht als Esel vor den Karren von Leuten spannen, die nachts im Hitlerpyjama feuchte Träume bekommen!
Querdenken hat sich durch seine Aktionen leider in die dunkelbraune Ecke begeben. Mit denen ist nicht nur kein Staat zu machen, mit denen ist auch keiner zu bekämpfen.
Grüße!
S.

hans beislschmidt

Re: Gegengewicht
« Antwort #17 am: November 13, 2020, 16:37:02 »
Lieber Sufnus, Protest als Einzelperson ist völlig wirkungslos,  auch wenn man sich jahrelang am Kanzleramtstor festkettet. Da wird man bestenfalls wie Gustl Mollath zwangseingewiesen. Minister Strobl fordert auch genau das ein.
Man könnte darüber diskutieren ab welcher Population ein Protest als subversiv gefährdend eingestuft wird. M.M. nach schon ab einer Person, wenn die staatlichen Zugriffsmittel es erlauben. Mit Erhöhen der Population, erhöht sich auch die staatliche Repression bis hin zu Stigmatisierung und Inhaftierung. Naiv wäre es zu glauben, dass wenn 20 000 Menschen auf die Straße gehen,  es sich um lauter braune Fuzzis handelt, obwohl derzeit die Affinität Reichsbürger, Pegida und Gefährder besonders oft in den ÖR zitiert wird. Da sind mehrheitlich ganz normale Bürger unterwegs aber wer auf Framing reinfällt,  der schaue eben weiter ARD und ZDF. Die klammheimlich beschlossenen Vorlagen zum Infektionsschutz/ermächtigungs/gesetz tragen den Stempel des Durchregierens und stehen außerhalb jeglicher parlamentarischen Vorgehensweise.
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/infektionsschutzgesetz-spahns-corona-gesetz-stoesst-auf-verfassungsrechtliche-bedenken/25673042.html
Nein lieber Sufnus, so einfach läuft das nicht. Hätte die Veranstaltungswirtschaft und Gastro eine starke Gewerkschaft wie Verdi, gäbe es sicher andere Lösungen, so aber ist die Querdenker Bewegung der einzige Protest mit Gewicht.  Das mag einem gefallen oder nicht aber wenn das Häuschen versteigert wird, bleibt die Wahl der Mittel beschränkt. Zum Glück bin ich nicht .mehr direkt betroffen aber meine Anteilnahme liegt nach wie vor bei den Künstlerkollegen und den Soloselbstständigen. Es tut weh, wenn Freunde vor dem Nichts stehen. Bleibt gesund. Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Gegengewicht
« Antwort #18 am: Dezember 13, 2020, 12:00:49 »
Hi nochmal!

Fakten:

Die Regierung macht nicht alles richtig. Klar - wer könnte das je?

Manche Maßnahmen sind ungerecht oder schlecht durchdacht, Menschen leiden unnötig Not.

Die Frage darf lauten, wie weit ein Staat in einer gesundheitlichen Notlage, die alle mit potentiellem Tod bedroht, gehen soll, muss und darf, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Es muss rasch gehen, trotz Föderalismus. Daher kommt es zwangsläufig dazu, dass man pauschal alles zumacht, weil für jede Menge Sonderregelungen und Ausnahmen organisatorisch wie bezüglich Rechtsbearbeitung einfach weder Zeit noch Kapazitäten bleiben. Auch nicht für die aufgeregten Diskussionen, die sofort ausbrechen, wenn bestimmte Leute etwas dürfen und andere nicht, die das dann partout nicht einsehen und sich nicht zurückhalten können oder wollen, nicht mal zum Wohl des größeren Ganzen.

Ich verachte die Leute, die, anstatt sich selbst mal zurückzunehmen und mit anzupacken, um zu helfen oder zumindest nicht im Weg zu stehen, wenn es sich um eine gravierende Notlage handelt, lieber laut schimpfen und beschuldigen, bocksbeinig auf Rechte beharren, die sie ignoriert oder bedroht behaupten in ihrer versponnenen Stattsfeindlichkeit. Die stören, belästigen, belagern, hirn- und sinnlos Ressourcen bindend, dem ohnehin angeschlagenen Staat aus schmollendem Aufbegehren noch zusätzlich schadend und ihn destabilisierend.

Und natürlich gibt es dann sofort die fanatischen Minderheiten, die auf jeden Zug, der öffentlichkeitswirksame Aktionen verspricht, aufspringen und ihn für sich entern und vereinnahmen. Das braune Problem hatte schon Pegida - seit damals haben die Nazis gelernt, dass sie Stimmen fangen können, wenn sie staatskritische Bewegungen aller Art begleiten und nach Möglichkeit hinterrücks übernehmen. Erst sich als "harmlos" verstellen und mitdemonstrieren, dann bewusst Ärger und Gewalt säen, um das System zu unterminieren und seinen Ruf sukzessive zu schädigen. Ich wette, die schulen ihre Brüll-, Skandier- und Prügelhorden ganz speziell und bewusst in dieser Taktik!

Dass sie diese Bewegungen dann durch ihre Teilnahme diskreditieren und in ihren politischen Sumpf mit hinunterziehen, nehmen sie in Kauf - viele Enttäuschte der ursprünglichen Bewegung werden sich ihnen vielleicht sogar danach anschließen, so ihr Kalkül.

Und wie gesagt: Die Leute, die von der AfD in den Bundestag "eingeladen" wurden und Angestellte wie Politiker belästigten, verfolgten, beschimpften und bedrohten, waren keine Neonazis. Die Leute, sich sich bewusst vor Schulen postierten, um den vorbeikommenden Kindern die Masken auszureden oder sie anpöbelten, waren keine Neonazis. Die Deppen, die auf den Demos ihre lustigen Coronaleugnungsliedchen schmetterten, waren keine Neonazis.

Das waren verbitterte, egoistische, kleingeistige, stillose und bildungsferne gefährliche Idioten.

Nazis und Deppen - will man sich mit sowas gemein machen, nur um seiner Staatskritik öffentliche Wucht und Wirkmächtigkeit zu verschaffen? Nimmt man den Dreck in Kauf, wenn man selbst gern damit werfen will?

Ich finde, es muss auch andere Möglichkeiten geben, ein Unrecht anzuprangern oder einen Konsens zu erzielen. Öffentliche Massenkundgebungen ohne Masken in einer Zeit möglicher tödlicher Infektion sind eindeutig das falsche Signal an die menschliche Vernunft: Rücksichtslos in verbohrter Überzeugtheit, maßlos in der Arroganz ihrer Selbstgerechtigkeit, unfähig darin, jene Elemente außen vor zu halten, die ihre Märsche für sich benutzen, um nur in ihrem Sinne Unsicherheit und Angst zu schüren.


« Letzte Änderung: Dezember 13, 2020, 12:02:44 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.