Autor Thema: Am Wasser meiner Kindheit  (Gelesen 2673 mal)

Erich Kykal

Am Wasser meiner Kindheit
« am: Mai 25, 2017, 10:05:16 »
Der Tag bewölkte sich beizeiten
und legte graue Spiegelschleier
dem Teiche auf, darin zu gleiten.

So rasch die Wolken oben eilten,
so stille stand die Luft am Weiher -
und keine Wellen, die ihn teilten.

Ich blickte in die Schattentiefen,
sah Unkenlaich und Kröteneier
und ferne Tage, die mich riefen.
« Letzte Änderung: Mai 27, 2017, 14:32:10 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #1 am: Mai 27, 2017, 14:17:05 »
Lieber Erich,

schöne Spiegelung eines Stücks Natur in einem andern von ihr und des gegenwärtigen Ichs vermittels der Natureindrücke in seiner Vergangenheit.

Sehr gern gelesen.

LG g

« Letzte Änderung: November 19, 2017, 13:43:34 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #2 am: Mai 27, 2017, 14:39:50 »
Hi Gum!

Ein hypothetisches Verweilen am Weiher meiner Kindertage. Es gibt ihn sogar noch, auch wenn damals mehr Bäume an ihm standen.

Aber Kröten und Unken habe ich lang keine mehr dort gesehen ... - oder all die anderen Tiere, die wir als Kinder noch mit der bloßen Hand fingen (und später unversehrt wieder freiließen): Wasserkäfer, Libellenlarven, Köcherfliegenlarven, Molche, Kaulquappen, Frösche, Ringelnattern.
Bloß Blindschleichen habe ich noch - aber in meinem Garten!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Laie

  • Gast
Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #3 am: Mai 29, 2017, 11:38:58 »
Hi eKy,

Erinnerungen an die Kindheit können wunderschön sein, aber dadurch auch Wehmut hervorrufen. Ich habe für mich aus deinem Gedicht gelesen, dass das LI eben wehmütig ist und sich die fernen Tage und/oder deren Unbeschwertheit zurückwünscht.

Die Form des Gedichts ist mal was anderes und sie gefällt mir :)

Wirklich gern gelesen!


Gruß,
Laie

Erich Kykal

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #4 am: Mai 29, 2017, 18:03:23 »
Hi Laie!

Du deutest richtig. Und Terzette (außerhalb von Sonetten) sind bei mir eine echte Seltenheit!  ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #5 am: Mai 30, 2017, 11:49:45 »
Lieber Erich -

Natürlich überfällt einen die Wehmut, wenn man diese Verse liest - wer hatte nicht seinen Weiher oder andre Wasser?
Bei mir war es ein Kanal mit sanften Buchten, Sandufer und all dem Getier, das Du aufgezählt hast (die Schnaken und die Pferdebremsen werde ich auch nicht vergessen).
Dort habe ich schwimmen gelernt (längst entlernt), und all den grünen Düften nachgeträumt.

dem Teiche auf, darin zu gleiten.
Wie ist das gemeint? Als ein Hineingleiten? Warum dann nicht das poetische darein ?

Die Unbeschwertheit kommt nie wieder und die Wehmit behält die Oberhand.
Zumindest ergeht es mir so.

Lieben Gruß
von
Cypi


Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #6 am: Mai 30, 2017, 19:29:39 »
Hi Cypi!

Die erste Strophe will sagen:

Der Tag bewölkte sich beizeiten
und legte graue Spiegelschleier
dem Teiche auf, darin zu gleiten.

Der Himmel ist bewölkt, er spiegelt sich im glatten Wasser des Teiches, die ziehenden Wolken gleiten als Spiegelung (Spiegelschleier) über das Wasser.

Alles klar?  :-\

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #7 am: Mai 31, 2017, 01:47:03 »
Aber ja!
Wo hatte ich nur meine "poetischen" Augen!
Verzeih - ich bin nicht, was ich einst war! ;) :D

Lieben Nachtgruß
von
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
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Erich Kykal

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #8 am: Mai 31, 2017, 17:22:01 »
Hi Cypi!

Red dir bloß nichts ein! Ich stehe zuweilen dermaßen was von auf der Leitung - da geht es mir nicht anders als dir!  ;)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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Agneta

  • Gast
Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #9 am: November 11, 2017, 09:22:15 »
Lieber Etrich,

die Kindertage unserer Generation waren noch stark mit Natur verbunden. Auch ich kenne diese stillen Stunden, zwar nicht am Weiher, aber "in den Eichen". Ein kleines Wäldchen, das zum Hof gehörte und einen schier unerschöpflichen Fundus an Fantasiegeschichten und Stille bot. An diese schönen Momente erinnert mich dieses Werk von dir.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #10 am: November 11, 2017, 12:47:02 »
Hi!

Genau das sollte es ja auch, liebe Agneta!  :) :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #11 am: Oktober 05, 2020, 21:18:30 »
hallo erich,

das ist ein feines stückchen lyrik, weckt verträumte jugenderinnerungen bei mir.
ich konnte als junges mädel auch stundenlang ins wasser gucken und die lichtreflexe beobachten.

sehr gerne gelesen,
larin

Erich Kykal

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #12 am: Oktober 06, 2020, 15:14:00 »
Hi larin!

Als Bub so zwischen sieben und zwölf Jahren konnte ich es natürlich nicht beim Gucken belassen. Was habe ich nicht alles gefangen und heimgeschleppt: Flusskrebse, Kaulquappen, Molche, Unken, Kröten, Frösche, Blindschleichen, Ringelnattern! Alles handgefangen.  ;D Wurde zuhause ausgiebig bestaunt und dann wieder zurückgebracht und freigelassen. Ich war sehr neugierig ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #13 am: Oktober 07, 2020, 22:22:52 »
rückblickend erweckt es Melancholie. Die Bilder sind dunkel, grade als wollten sie darauf hindeuten, dass entweder die Kindheit dunkel war oder keine Hoffnung für die Zukunft bestand. Schöne Zeilen dennoch, lieber Erich, die einen einfangen.
LG von Agneta

Erich Kykal

Re: Am Wasser meiner Kindheit
« Antwort #14 am: Oktober 08, 2020, 16:35:21 »
Hi Agneta!

Das Gedicht war eigentlich eher im neutralen Bereich gedacht. Vielleicht entsteht der Eindruck der Melancholie durch die Wetterszenerie (oben windig und grau bedeckt, unten windstill), vielleicht gerade durch das lapidare Beschreiben der Szene.

Vielen Dank für den Gedanken!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.