Ganz lieben Dank, AL und eKy, für Eure freundlichen Kommentare!
eKy hat auf das äußerliche "Programm" des Gedichts verwiesen: Mit jeder Strophe kommt eine Wiederholung des immer gleichen Satzes (Du sprichst ganz treffend von "Mantra") hinzu. Konsequenterweise müsste es also eine vierte Strophe geben, die nur aus diesem Satz besteht. Darauf habe ich aber bewusst verzichtet, weil die Zeilen dadurch formal zu sehr "abgeschlossen" würden.
Gefreut hat mich, dass Ihr das Gedicht etwas unterschiedlich aufgefasst habt. AL, Du liest eine deutlich positivere Haltung, gar ein "Schmunzeln der Verse" heraus, während Du, eKy, "Verkrampftheit", "Verzweiflung" und ein Zwangslächeln wahrnimmst. Das Lächeln lest Ihr also beide mit, aber in dem, was hinter dem Lächeln steckt, darin unterscheiden sich Eure Lesarten.
Natürlich ist keine von beiden Interpretation "richtiger" und die Offenheit des Zugangs liegt u.a. auch darin begründet, dass dieses Gedicht hier nur in aufgeschriebener Form dasteht. Bei einem Vortrag kann natürlich der Interpret (im Wortsinne!) herausarbeiten, welche Sichtweise er diesem Gedicht aufstempeln möchte.
Die fehlende Festlegung eines nur schriftlichen Textes halte ich aber gerade für ein wichtiges Element. Natürlich kann man sagen, wenn der Autor so uneindeutig bleibt, ist das wohl ein zwielichtiger Geselle, der letztlich nur sein Fähnchen nach dem Wind drehen möchte... "Eure Rede aber sei: Ja! Ja! Nein! Nein! Was darüber ist, das ist vom Übel." Nun... ich halte diese Bibelstelle für eine der dümmsten in dem ganzen Werk, das doch so überreich an klugen und wunderbaren Sentenzen ist. Man kommt doch der Erkenntnis nicht mit holzschnittartigem Ja-Nein-Denken bei...
Die Welt ist die Summe ihrer Paradoxien (es könnte aber auch genau andersrum sein).
LG!
S.