Autor Thema: Medikamentiert  (Gelesen 1327 mal)

Erich Kykal

Medikamentiert
« am: September 30, 2020, 10:21:20 »
Ich spüre kaum noch meine Fingerspitzen,
als wären sie zu müde zu erfühlen,
worin sie unverhohlen zitternd wühlen,
und würden keine Nerven mehr besitzen.

Die Hände folgen fahrig nur und schwitzen,
obwohl sie immer weiter nur erkühlen
und meinen Sinn wie zwischen allen Stühlen
bedrückt sich sorgen lassen und erhitzen.

Sie taumeln durch den Tag wie unverbunden
und halten nichts von dem, was sie ergreifen,
als könnten sie die Welt nicht mehr erfassen,

sich nicht mehr kümmern um gefundne Wunden,
und wühlten nur darin herum mit steifen
Bewegungen, statt heilen sie zu lassen.
« Letzte Änderung: Oktober 03, 2020, 13:57:26 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Medikamentiert
« Antwort #1 am: September 30, 2020, 13:15:28 »
lieber erich,
au weia,  möcht ich sagen - hoffentlich steckt da nicht zu viel selbsterlebtes in dem gedicht!

obwohl das ein sonett ist, ist das gar nicht so nett, wenn die eigenen finger nicht mehr parieren, so wie mans gerne hätt!

kann mich noch erinnern: vor einigen jahren wurden mir die hände nachts taub (kam vom schneeschaufeln, nachts drückten die beleidigten muskeln auf irgendeinen nerv in der schulter.🙄)
ein andermal gabs ein taubheitsgefühl und kribbeln in der großzehe (war einmal der hallux, der den nerv quetschte, ein andermal ein beleidigter hüftnerv)
mittlerweile weiß ich auch, wie schäbig sich faszien benehmen können und wozu ein vagusnerv fähig ist. autsch!

im alter lernt man die teile seines körper kennen - aber wie! (auf manche bekanntschaften könnte man allerdings getrost verzichten)

baldige besserung dem LyrIch und seinem erzeuger!😉

Lg,larin

Erich Kykal

Re: Medikamentiert
« Antwort #2 am: September 30, 2020, 14:18:01 »
Hi larin!

Das Problem mit dem Schulternerv habe ich auch ab und zu. Einmal musste ich das sogar einem Arzt erklären, der mich sofort ans EKG hängen wollte, weil er einen Herzinfarkt oder Schlaganfall vermutete. Bei mir sind es halt leider eher die Fettpolster meiner "Brüste", die sich bis weit unter meine Arme erstrecken, die für die Abkemmung verantwortlich zeichnen, oder meine bucklige Fehlhaltung, oder vielleicht auch wie bei dir Verkrampfungen der Armmuskeln. Oder alles zusammen ...  ::)

Was mich zum obigen Thema brachte, war in weiterem Sinne meine (seit 2 Jahren) Tagesdosis von 7 Tabletten für Dauerchemo, Blutdruck und Harnsäure, in näherem Umfeld aber ein gestriges Erlebnis:
Ich nahm ein Sirdalud (entkrampfende Wirkung) gegen Muskelverspannungen in meinen Beinen, die scheinbar eine Nebenwirkung meiner Dauermedikamentation sind, und gönnte mir daraufhin eine Schale Tiramisu, nicht eingedenk des Umstandes, dass da Alkohol drin ist. Und Sirdalud ergibt zusammen mit Alkohol eine ziemlich heftige Reaktion: Labiler Kreislauf, Schwäche, Übelkeit, Müdigkeit. Es haut einen sozusagen heftig aus den Socken!
Zudem war mein Kreislauf wegen einer Verkühlung am Wochenende ohnehin schon angeschlagen ... - das Ergebnis kannst du dir vorstellen: Man ist wie in Zeitlupe, bedröppelt, kraftlos, wie ferngesteuert.
Erst machte ich mir Sorgen, weil ich anfangs nicht wusste, woher die starke Reaktion kam - ich vermutete bereits Corona! Aber keins der anderen Symptome stellte sich ein, und irgendwann kam ich auf die Lösung. Puh!

Ansonsten vertrage ich meine Medikamente nach wie vor ganz gut (toi-toi-toi!) und hoffe, dass nicht noch mehr dazu kommt. Danke für deine aufrichtig besorgte Nachfrage!  :)

LG, eKy
« Letzte Änderung: September 30, 2020, 14:38:28 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Medikamentiert
« Antwort #3 am: September 30, 2020, 14:36:22 »
😅😅😅
dann wollen wir doch hoffen, dass das mit den tabletten auch weiterhin gut klappt!!!

tja, wenn man was mischt, was man nicht soll, verzeiht einem das der eigene körper immer weniger! und mittlerweile sind wir ja alle ein bissl gaga wegen c.....!🙄 lässt sich nicht immer vermeiden.

ich war jetzt knapp 2 tage außer gefecht wegen migräne. außer essen und schlafen krieg ich da gar nix mehr hin!
ich denke, die wetterlage hat da auch noch mitgemischt.

was solls? wo man durch muss, muss man durch!

alles gute!
larin





Erich Kykal

Re: Medikamentiert
« Antwort #4 am: September 30, 2020, 14:42:57 »
Hi larin!

Vielen Dank - dir auch!  :)

Interessant waren meine besorgtesten Gedanken gestern, als ich mich schon im KH röchelnd an Schläuchen hängen sah: Nicht, ob ich überlebe oder wieviel Schmerzen mir bevorstehen - sondern, wer wohl meinen Kater füttert, wenn ich im Koma liege!  :o

Echt, da weiß man doch, wofür man noch lebt ...  ;) ::)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Medikamentiert
« Antwort #5 am: September 30, 2020, 14:56:04 »
tja - wer würde denn  im worst case wirklich das katerchen füttern?

man fühlt sich denen, die man liebt, verantwortlich- auch wenn es "nur" tiere sind!

meine 85- jährige mutter, die selber nur noch schlecht geht, steht auf und trägt ihren kater in den schatten ; wenn  der sich  sommers in die pralle sonne legt! ::)

alles eine frage der motivation!😁

Lg,larin

Erich Kykal

Re: Medikamentiert
« Antwort #6 am: Oktober 01, 2020, 17:00:18 »
Ich würde meine Nachbarn ersuchen, dreimal täglich rüberzuschauen, oder das Tier bei sich aufzunehmen (oder im Fall meines Todes ganz zu übernehmen, oder ihm zumindest ein gutes Plätzchen zu suchen), so sie es wagen.

Was mit dem Rest meines "weltlichen Besitzes" passiert, ist mir gelinde gesagt sch***egal! Sollen sich doch die noch vorhandenen Erben meinetwegen jahrelang drum streiten, bis nix mehr da ist - das würde mein Urteil über die Menschheit bloß bestätigen ...  >:D

Aber ich bin wieder okay - war heute schon wieder unterrichten!  ::)

LG, eKy
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Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Medikamentiert
« Antwort #7 am: Oktober 02, 2020, 17:54:39 »
Lieber Erich,

trotz des besorgniserregenden Inhalts ein schönes Gedicht, der den Wert des Tastsinn, der hier verloren geht, bei der Wahrnehmung und Orientierung in der Welt gut bewusst macht.

Sehr gern gelesen.
Grüße von gummibaum

Erich Kykal

Re: Medikamentiert
« Antwort #8 am: Oktober 02, 2020, 22:36:00 »
Hi Gum!

Danke für das positive Echo!  :)

LG, eKy
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Medikamentiert
« Antwort #9 am: Oktober 03, 2020, 12:40:03 »
Hallo Erich,

habe das Gedicht erst heute gelesen und bin sehr froh in den Kommentaren zu lesen, dass es Dir schon etwas besser geht. Du hast das wirklich so eindringlich beschrieben, dass einem Angst und bange werden konnte um das LyrI, hinter dem natürlich sofort Du vermutet wurdest.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Medikamentiert
« Antwort #10 am: Oktober 03, 2020, 14:05:14 »
Hi AL!

Vielen Dank für deine Besorgnis, ob verdient oder nicht.  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.