Hi, Günther!
Ich erlaube mir mal, meine Tipps und Ideen gleich ins Zitat einzufügen. Das spart Zeit und Mühen.
DIE ALTE WEIDE
Novemberwind durchzaust die Weide
und kostet sie das letzte Blatt,
das aus dem zarten Goldgeschmeide
zuletzt sein Grün verloren hat. Hier waren mir zuviele "das" am Zeilenanfang. So liest es sich runder und ist ein einziger, wohlgestaffelter Satz!
Da steht sie nun, halb Stamm, halb Strauch,
und winkt mit kahlen Ästen.
Voll Runzeln ist der Rindenbauch,
gefüllt mit tausend Gästen! So liest es sich flüssiger, die beiden letzten Zeilen harmonieren besser.
Der Blitz, der Regen und der Sturm,
die haben sie geschunden.
Auch Käfer, Maus und Regenwurm,
hat sich hier eingefunden.
Sehr oft geh ich zu ihr hinaus.
Wir tauschen keine Worte.
Sie kommt mit jedermann gut aus,
so auch mit meiner Sorte. Besseres Deutsch, bessere Wortmelodie.
Wir spinnen Garn und streiten kaum,
stehn vorgebeugt im Wind. Überflüssiger Apostroph!
Wir mögen uns, ich und der Baum,
weil wir uns ähnlich sind.
[/quote]
Insgesamt sehr gern gelesen und beklugscheißert. Das feine Gleichgewicht zwischen wortgeschliffenem, getragenem Naturgedicht und schmunzelnder, augenzwinkernder Selbstironie wird hier sehr angenehm gehalten. So ein Spagat ist alles andere als einfach!
LG, eKy