Autor Thema: Treue Freundschaft  (Gelesen 961 mal)

Eleonore

  • Gast
Treue Freundschaft
« am: August 27, 2020, 09:54:21 »
Durch Agnetas schönes Gedicht, in dem der Vater Rhein gewürdigt wurde, fiel mir mein "Donau-Pantun" wieder ein.
Jetzt gerade im Schreiben überlege ich mir, woher solche Benennungen wie "Vater Rhein" stammen.
Weiß das eineR?


Jetzt erstmal mein Pantun - ein Foto folgt später.
Die "schöne blaue Donau" ist dies eigentlich nie. Sie ist oft graublau und changiert eher in grünjade und allen Stufungen von grün und blau, als dieses vielbesungene blau zu tragen.

Treue Freundschaft

Im blütenschweren Tag mäandert blaugrau dieses Band:
Fluß meiner Heimat, tief uns eingeschrieben.
Mit meiner besten Freundin wander ich am Rand ;
Wo sind die jungen Jahre denn geblieben?

Fluß meiner Heimat, tief uns eingeschrieben!
Wie treu bist Du, wie fischeschwer, wie reich.
Wo sind die jungen Jahre denn geblieben?
Von Deinem Ufer ich wohl nie mehr weich!

Wie treu bist Du, wie fischeschwer, wie reich!
So viele Wege wurden über Dich gebaut!
Von Deinem Ufer ich wohl nie mehr weich!
Seit meiner Kindheit bist Du Heimat mir, bist mir vertraut.

So viele Wege wurden über Dich gebaut!
Mit meiner besten Freundin wander ich am Rand.
Seit meiner Kindheit bist Du Heimat mir, bist mir vertraut.
Im blütenschweren Tag mäandert blaugrau dieses Band.
« Letzte Änderung: August 27, 2020, 20:34:44 von Eleonore »

AlteLyrikerin

Re: Treue Freundschaft
« Antwort #1 am: August 27, 2020, 18:15:48 »
Liebe Eleonore,


das ist ein wirklich schönes Pantun geworden. Die wiederkehrenden Verse ergeben einen fließenden Eindruck.
Ich denke, dass wir aufgrund der Abhängigkeit des Menschen vom Wasser in unseren archaischen Gehirnschichten etwas haben, das uns einen Fluss als etwas Schönes und Besonderes erleben lässt.


Sehr gerne gelesen, AlteLyrikerin.

Eleonore

  • Gast
Re: Treue Freundschaft
« Antwort #2 am: August 27, 2020, 18:33:37 »
Liebe Alte Lyrikerin,

Danke für Deine Wertschätzung :).

Ich habe voriges Jahr viele Pantuns geschrieben und dann wieder aus dem Blick verloren -
ich mag ihre Art auch sehr.

Sicher sprechen Flüsse tiefere Schichten in uns an -
waren sie doch vor unserer zivilisierten Welt auch überlebensnotwendig, weil sie das dringend notwendige Wasser brachten.
Zudem tragen sie ja die "Magie" in sich,
dass sie immer gleich bleiben / wirken und dass dennoch der Fluss ständig in Bewegung ist -
ein Phänomen, das ja zB. Hesse in Siddhartha am Schluß des Buches schön darstellt.

Meine Frage oben bezog sich insbesondere darauf, warum ein Fluß als "Vater" oder "Mutter" bezeichnet wird.

Vermutlich auch eben jenen o.g. Gründen.

lG Eleonore

Erich Kykal

Re: Treue Freundschaft
« Antwort #3 am: August 27, 2020, 20:30:38 »
Hi Eleonore!

Als alter Linzer kenne ich die Donau eher als schlammfarben - und sonst nix!  ;) ;D


S1Z2/S2Z1 "Fluss meiner Heimat" beginnt die Zeile betont, das passt nicht ins Schema. Vorschlag: "Du Fluss der Heimat, ..."

S2Z4/S3Z3 ist eine wirklich arg geschraubt klingende Inversion. Alternative: "Kein andrer Fluss scheint deiner Tiefe gleich."

Heberschema:

7565 - 5555 - 5657 - 6677

Du merkst, da ist nicht viel Regelmaß drin. Ich schlage vor, sich auf druchgehend sechshebige Verse zu einigen:

Im Blütentag mäandert blaugrau dieses Band:
Du Fluß der Heimat, tiefgefühlt uns eingeschrieben.
Mit meiner besten Freundin wander ich am Rand;
Wo sind die jubeljungen Jahre wohl geblieben?

Du Fluß der Heimat, tiefgefühlt uns eingeschrieben!
Wie treu bist Du, wie fischeschwer, wie überreich.
Wo sind die jubeljungen Jahre wohl geblieben?
Kein andrer Fluss scheint deiner Wundertiefe gleich!

Wie treu bist Du, wie fischeschwer, wie überreich!
So viele Wege wurden über Dich gebaut!
Kein andrer Fluss scheint deiner Wundertiefe gleich!
Seit meinen Kindertagen bist du mir vertraut.

So viele Wege wurden über Dich gebaut!
Mit meiner besten Freundin wander ich am Rand.
Seit meinen Kindertagen bist du mir vertraut.
Im Blütentag mäandert blaugrau dieses Band.


Gern gelesen und bearbeitet!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eleonore

  • Gast
Re: Treue Freundschaft
« Antwort #4 am: August 27, 2020, 20:41:04 »
Hi Erich,

in Linz kenne ich wiederum nur die VOEST, die wir in der Oberstufe besichtigt haben.
Die haben mich sehr beeindruckt.
Dass die Donau da schlammfarben ist, kann ich mir denken.

Ich habe als "edit" ein Bild der Regensburger Donau angehängt,
da kannst Du das Graublaue deutlich sehen.

Vielen Dank für Deine Bearbeitung des Pantuns --
wunderschön!

Danke für die Arbeit, die Du damit hattest -
ich nehme das Pantun gerne so verschönt an :) -
nur über dies "kein andrer Fluss ..." muss ich nochmal nachsinnen.
Und auch das jubeljung ist mir zu jubelnd.



lG Eleonore
« Letzte Änderung: August 27, 2020, 20:45:49 von Eleonore »

Erich Kykal

Re: Treue Freundschaft
« Antwort #5 am: August 27, 2020, 22:47:46 »
Hi Eleonore!

Habe zwar kein angehängtes Bild gefunden, aber ich kann mir vorstellen, dass die Donau weiter oben noch farbiger ist. Schlammbraun ist sie allerdings schon, wenn sie nach Linz kommt. Oder wie Milchkaffee ...

Lg, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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Eleonore

  • Gast
Re: Treue Freundschaft
« Antwort #6 am: August 28, 2020, 12:07:31 »
Hi Erich,

ganz oben in meinem ersten Beitrag ist doch ein Foto...
Kannst Du es nicht sehen?

Schlammbraun ist die Donau bei Linz - wäre mal interessant zu wissen, welche Färbung sie annimmt, wenn sie noch weiter zum Schwarzen Meer gelangt.

Für das Wochenende sind extremste Regenfälle bayernweit angekündigt, da wird sie sicher wieder an Fahrt und Farbe aufnehmen.

lG Eleonore

Erich Kykal

Re: Treue Freundschaft
« Antwort #7 am: August 28, 2020, 12:31:22 »
Hi Eleonore!

Ich dachte, das Foto wäre in dem Kommi, in dem du es erwähnt hast - ganz oben habe ich nicht geschaut, und beim Lesen des Gedichts fiel es mir wohl nicht auf.

So weit ich aus Dokus weiß, ändert sich da nicht mehr viel - die Donau "so blau, so blau" bleibt bis zur Mündung ein schlammig trüber brauner Fluss, vielleicht mit leichten Noten ins Graugrüne bei anderer Beleuchtung. Blau war sie spätestens ab Passau nie, auch nicht früher. Das liegt am Inn, der dort mündet und jede Menge lößhaltiges Sediment mitführt. Schau dir mal Bilder der Innmündung an, da sieht man es sofort:

https://www.alamy.de/stockfoto-zusammenfluss-der-drei-flusse-donau-inn-und-ilz-passau-altstadt-veste-oberhaus-hinter-bayern-niederbayern-81434452.html?pv=1&stamp=2&imageid=4CFDD917-012D-431C-A048-8D241EE14CD5&p=75019&n=0&orientation=0&pn=1&searchtype=0&IsFromSearch=1&srch=foo%3dbar%26st%3d0%26pn%3d1%26ps%3d100%26sortby%3d2%26resultview%3dsortbyPopular%26npgs%3d0%26qt%3dmouth%2520of%2520ilz%2520river%26qt_raw%3dm%c3%bcndung%2520des%2520flusses%2520ilz%26lic%3d3%26mr%3d0%26pr%3d0%26ot%3d0%26creative%3d%26ag%3d0%26hc%3d0%26pc%3d%26blackwhite%3d%26cutout%3d%26tbar%3d1%26et%3d0x000000000000000000000%26vp%3d0%26loc%3d0%26imgt%3d0%26dtfr%3d%26dtto%3d%26size%3d0xFF%26archive%3d1%26groupid%3d%26pseudoid%3d%26a%3d%26cdid%3d%26cdsrt%3d%26name%3d%26qn%3d%26apalib%3d%26apalic%3d%26lightbox%3d%26gname%3d%26gtype%3d%26xstx%3d0%26simid%3d%26saveQry%3d%26editorial%3d1%26nu%3d%26t%3d%26edoptin%3d%26customgeoip%3d%26cap%3d1%26cbstore%3d1%26vd%3d0%26lb%3d%26fi%3d2%26edrf%3d%26ispremium%3d1%26flip%3d0%26pl%3d

Der unterste Fluss ist der Inn, von oben kommen Donau und Ilz. Der Inn ist hier übrigens der größte der Drei - eigentlich müsste hier die Donau enden, wenn man es genau nähme, und der Inn endlich ins schwarze Meer münden.


LG, eKy
« Letzte Änderung: August 28, 2020, 12:34:28 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Treue Freundschaft
« Antwort #8 am: August 31, 2020, 19:08:47 »
eine sehr schöne Ode auf die Donau, die als das verbindende, Bleibende steht , während wir und die Zeiten sich verändern. Ein schönes Bild auch. ich denke, der Rherin ist breiter, wirkt fast wie ein stilles Meer am Jadebusen. Sehr schöne Stimmung, liebe Eleonore.
Mit dem Pantun als Form kann ich mich so nicht anfreunden, Die Metrik sollte  4 hebig und jambisch sein.
Man kann es natürlich auch nicht als Pantun bezeichnen, dann ist es eben dichterische Freiheit. Die Metrik würde ich allerdings schon wegen der poetischen Stimmung angleichen.
Erich hat dazu ja bereits Tips gegeben.
LG von Agneta