Hi Hans!
Sorry, aber hier kann ich nichts loben. Abgesehen vom ordinären "brunzen", dessen Verwendung ohnehin für klassische Lyrik indiskutabel ist, machst du hier einige metrische Schnitzer - ja, man muss dieses Elaborat nennen, wie es dem Leser erscheint: Schlampig, es wirkt wie eilig hingeschmiert, ohne jegliches Achten auf Satzmelodie oder lyrischen Takt.
Zudem wird vieles nicht erklärt. Welcher "berühmte Baum", welches "berühmte Haus" sind gemeint, oder wofür stehen sie?
Der Originaltext:Grad gestern noch dacht ich hie und da,
jetzt könnte doch mein Tod passieren
und nach dem sechsundsechziger Jahr
hab ich doch nichts mehr zu verlieren.
Gezeugt? Dem Leben noch voraus?
An den berühmten Baum gebrunzt?
Vielleicht auch ans berühmte Haus?
Den braven Gang bestimmt verhunzt.
War Wildschwein oder Fuchs, wie's passte,
nie schweigen und zwei mal fast verreckt,
Die Welt, die mich so lang bespasste,
nimmt sie mich zurück - auch leicht verdreckt?
egal ...
Was war und hätte können sein in diesem Lotterleben ...
Wie's auch gekommen ist - die Trottel mögen mir vergeben.
xXxXx
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Zu dieser seltsamen Form mit den beiden extrem überlangen letzten Zeilen habe ich mich anderswo ja schon geäußert, und bestimmt nicht sonderlich positiv.
Der Sprachstil ist recht schleißig, fast verworren, ein Lamento oder Wutausbruch? Ein depressiver Ausbruch? Mit der Formulierkunst bezüglich Satzbau und Ausdruck ist es nicht weit her mit diesem LyrIch, hier kann man bestenfalls ein "mangelhaft" vergeben. zB der unvollständige Satz in S2Z4: Den "braven Gang" WOVON hat WER/WAS verhunzt?
Genau genommen wird man aus der gesamten 2.Str. nicht schlau. Fragt sich das LyrIch ernsthaft, ob es gezeugt wurde?? - Na, aus Lego wurde es bestimmt nicht gebaut ...
Oder fragt das LyrIch, ob es selbst schon jemanden gezeugt hat, also Vater geworden ist? Na, auch darüber sollte es Bescheid wissen, oder?!
Völlig unzusammenhängend geht es mit der Frage weiter, ob man dem Leben noch voraus sei (worin und wozu genau bleibt unerklärt) - was hat das mit der Zeugung zu tun? Dann der angepisste Baum, das angepisste Haus - was sollen denn diese Bilder bedeuten!?
Diese ganze Str. könnte man einfach weglassen, dann würde der Rest zumindest marginal Sinn ergeben ...
S3 - Der Reim "passte/bespaßte" ist unrein, da ersteres Wort einen kurzen Vokal "a" hat, letzteres einen langen. Dementsprechend schreibt man das eine dann auch mit "ss" nach kurzem Vokal, bzw. "ß" nach langem Vokal. Haste auch falsch.
Zudem scheint das LyrIch kein sehr netter Kerl zu sein
, wenn er zuletzt schreibt, dass ihm die Trottel vergeben mögen, das atmet eine unangenehme Hybris und Herablassung.
Versuch einer metrisch sauberen und sprachlich korrekteren Version zum Vergleich:Grad dachte ich: Na wunderbar,
jetzt könnte doch mein Tod passieren!
Schon seit dem sechsundsechszger Jahr
hab ich doch nichts mehr zu verlieren!
Ich war mir immer weit voraus,
und pisste stur an jedes Bein!
Doch lernte etwas ich daraus?
Man möchte glauben: eher nein.
War Wildschwein oder Fuchs, wie's passte,
zu laut und zweimal fast verreckt,
Die Welt, in der ich so lang prasste,
will sie mich wieder, leicht verdreckt?
Egal ...
Was war und hätte können sein
in diesem tollen Lotterleben,
kam wie es kam. Ich schenkte ein:
die Trottel mögen mir vergeben.
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Weißt du, ein bißchen mehr Mühe geben könntest du dir wirklich, was klaren, sauberen Takt betrifft und klare Aussagen in eindeutig deut- und zuordnungsbaren Bildern.
Sonst könnte man denken: So schlampig, wie der seine Werke "hinschmeißt", nimmt er die Lyrik - oder den Leser - nicht ernst. Oder er kann's nicht besser ...
Aber darüber haben wir ja auch schon gesprochen. Oder nein: ICH habe darüber gesprochen. Du hast es danach nur wie üblich leichthin abgeschmettert mit irgendwelchem diffusen Blabla ...
LG, eKy