Mein lieber Sufnus,
ich gebe ehrlich zu, dass ich eine Inspiration zum Dichten brauche. Ärger, Trauer, Liebe, was auch immer und dadurch ergeben sich gröbere Akzente, die einer aufgeladenen Emotion Tribut zollen und scharfkantiger erscheinen als ein wohl temperierter Tropfen aus dem erlesenen Keller. Aber ohne diese treibende Kraft, entwickelt sich kein Funke und schon gar keine Allegorie, die aber für mich unerlässlich ist. Es gibt ja herrliche "Strickmuster" aber das ist nicht mein Ding, schon gar nicht beim Dichten.
Die Strickliesel, jenes hölzerne Ding, ist meist dazu da um Wollreste von Pullovern und Socken zu verarbeiten - ein Resteverwerter für Topflappen also. Der Begriff Doll ist deiner Aumerksamkeit entgangen, was mich wundert, denn ich hatte als Anspielung darauf auch eine Art von Fetisch im Sinn, wobei danach die Begriffe Strang und Eimer auch anders gedeutet werden könnten. Aber das hast du wohl eingangs angedeutet.
Ich erinnere mich an das Thema Lyrik im Abreißkalenderformat mit wohlfeilen Sprüchen bekannter Denker. Solche sinnstiftende Anspielungen sind es, die nur einen kurzen Lichtpunkt setzen aber nicht tatsächlich leuchten. Das führt zu einem nicht enden wollenden Streueffekt und erinnert mich an Eugen Roth, von dem vier dicke Bände bei mir im Regal stehen. Nachdem ich mich durch "Ein Mensch" gequält hatte, musste ich aufgeben, auch wenn er diese Gedichte als Auftragskolumnen für Zeitungen verfasst hatte, war in allen das Beliebigkeitsmodul eingebaut, welches mit Reimroutine jede Thematik von der Wiege bis zum Totenbett abdeckte. Das ist irgendwann gähnend langweilig, weil der Funke, der Esprit fehlt. Zudem habe ich den Zeitaufwand der paar tausend Werke grob hochgerechnet und mich gefragt- "was hat der Mann eigentlich im Leben sonst noch gemacht?" Ein Konsalikverdächtiger Vieldichter, so kommt es mir heute vor.
In dieser Gedankenwelt ist die Strick/Dichtliesel entstanden und einerseits bin ich unzufrieden, dass mir diese Fülle nicht aus der Feder fließt, andererseits bin ich mir nicht sicher ob mir ein solches Reimstakkato schlußendlich gefallen würde, weil zwanghaftes Handeln mir schon immer zuwider war.
Vielen Dank für deine Version aber in diesem Falle möchte ich es bei klarer Kante belassen.
Schönen Sonntag. Gruß vom Hans
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Lieber Gummibaum,
freut mich sehr für Erheiterung gesorgt zu haben.
Gruß vom Hans